September 2011 
 
Oxalobacter-Kolonisation und Harnsteinrisiko bei morbid adipösen Personen

  Als Folge einer Magen-Bypass-Operation nach dem Roux-en-Y-Verfahren wurde bei den Patienten vermehrt Hyperoxalämie und Nierensteinbildung registriert. Ob dem eventuell der Verlust einer Oxalobacter formigenes (OF)-Kolonisation des Darmes nach dem Eingriff zugrunde liegen könnte, und inwieweit die Oxalatausscheidung im Urin bei diesem Personenkreis verändert ist, wurde untersucht (Duffey BG, et al. 2011):

  Oxalobacter formigenes ist ein gram-negatives, anaerobes Bakterium, das den menschlichen Darm besiedelt und ausschließlich auf den Oxalat-Metabolismus angewiesen ist. Dabei produziert es Folat und Kohlendioxid als Ausscheidungsprodukte.

  Stuhlproben und der 24-Stunden-Urin von Patienten, die für eine Roux-en-Y-Operation anstanden, wurden auf Oxalobacter-Kolonisation bzw. Elektrolyte einschließlich der relativen Übersättigung des Kalzium-Oxalats analysiert.

  Stuhlproben und der 24-Stunden-Urin von Patienten, die für eine Roux-en-Y-Operation anstanden, wurden auf Oxalobacter-Kolonisation bzw. Elektrolyte einschließlich der relativen Übersättigung des Kalzium-Oxalats analysiert.
      Nur acht von 51 Fällen (16%), in denen eine Stuhlprobe vorlag, wurde positiv auf Oxalobacter formigenes getestet. Diese Patienten waren zumeist älter als die OF-negativen Patienten (p=0,03). Keine Unterschiede bestanden hingegen bezüglich Geschlecht, Body Mass Index und vorbestehender Steinerkrankungen sowie der Einnahme von Diuretika oder Kalzium-Supplementen.
      In 46 Fällen (7 OF-positiv und 39 OF-negativ) konnte der 24-Stunden-Urin analysiert werden. Bei Patienten mit OF-Kolonisation wurde gegenüber den OF-negativen eine signifikant niedrigere CaOx-relative Übersättigung ermittelt (p=0,002). Die Oxalatausscheidung unterschied sich in beiden Gruppen nicht.

Die Prävalenz einer Oxalobacter-Kolonisation des Darms erwies sich bei Patienten, die für eine Roux-en-Y-Operation anstanden, als nicht erhöht.
  Die niedrige Rate an Oxalobacter-Kolonisation bei morbid adipösen Personen spricht gegen die Hypothese, ein Verlust der Oxalobacter-Kolonisation nach einer Roux-en-Y-Operation könne im Zusammenhang mit dem erhöhten Risiko für Hyperoxalurie und Nierensteine stehen.
      Für das Fehlen einer Oxalobacter-Kolonisation werden verschiedene Ursachen wie die Exposition mit antimikrobiell wirkenden Agentien oder eine unzureichende Oxalat-Zufuhr diskutiert. Häufig liegt auch ein pathologischer Zustand wie zystische Fibrose, primäre Hyperoxalurie oder rezidivierende Nephrolithiasis zugrunde.

Duffey BG, Miyaoka R, Holmes R, et al. 2011. Oxalobacter Colonization in the morbidly obese and correlation with urinary stone risk. Urology [Epub ahead of print]
 

 September 2011

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Referat: jfs