Welche präoperativen Faktoren lassen bei Männern mit Klinefelter-Syndrom (KS) und
Azoospermie auf eine erfolgreiche testikuäre Spermienextraktion (TESE) mittels Mikrodissektion
schließen, und welchen Einfluss darauf hat eine präoperative Hormontherapie (Ramasamy R, et al. 2009)?
Die Ergebnisse bisheriger Studien zu prädiktiven Parametern für die Gewinnung von Spermien bei
KS-Patienten sind uneinheitlich.
Die Daten von 68 Patienten mit nicht obstruktiver Azoospermie und Nichtmosaik-KS wurden ausgewertet.
Bei Männern, deren Serum-Testosteronspiegel unter 3,0 ng/ml lag (n=56), wurde vor der
Mikrodissektions-TESE für mindestens zwei bis drei Monate eine Therapie mit Aromatase-Inhibitoren,
Clomiphen oder humanem Choriongonadotropin durchgeführt.
Es wurden insgesamt 91 Versuche zur Gewinnung von Spermien mittels Mikrodissektions-TESE unternommen.
Spermien ließen sich bei 45 Männern (66%) gewinnen.
Bei Männern, die keiner präoperativen Hormonbehandlung bedurften (Ausgangswert des Testosteronspiegels
>3,0 ng/ml), war die Spermienextraktionsrate mit 86% am höchsten.
Wurden Männer präoperativ endokrin behandelt, hatte die Therapieform keinen Einfluss auf die
Spermienextraktionsrate.
Als prädiktive Faktoren für die Gewinnung von Spermien nach Hormontherapie erwiesen sich das Alter,
der präoperative Testosteronspiegel sowie das Testosteron/Estradiol-Verhältnis vor und nach der Behandlung.
Am deutlichsten wirkte sich der präoperative Testosteronspiegel aus: Bei Männern, die auf die Therapie ansprachen
und einen Testosteronspiegel von zumindest 2,5 ng/ml erreichten, lag die Spermienextraktionsrate bei 77%,
während sie bei jenen, die unter 2,5 ng/ml blieben, nur 55% betrug (Abb.).
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Der präoperative Testosteronspiegel nach Hormonbehandlung war Prädiktor einer erfolgreichen
Spermienextraktion * p<0,05
(Ramasamy R, et al. 2009).
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Bei den mit den gewonnenen Spermien unternommenen Versuchen der In-vitro-Fertilisation wurden
57% Schwangerschaften und 45% Lebendgeburten erreicht.
Jene KS-Patienten, bei denen sich unter einer medikamentösen Therapie der Testosteron-spiegel
signifikant erhöhte, hatten die besten Aussichten auf eine erfolgreiche Spermienextraktion.
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Die Studie zeigt insbesondere, dass heute eine wirksame Fertilitätsbehandlung bei den meisten Männern
mit KS möglich ist. Einen großen Anteil hat hierbei die Mikrodissektions-TESE, bei der fokale
Bereiche mit Spermienproduktion verlässlicher aufgefunden werden als dem Zufall überlassene
Gewebeproben aus Biopsien.
Die bessere Spermien-Extraktionsrate bei Männern, die nach medikamentöser Behandlung einen
Testosteronspiegel >2,5 ng/ml aufweisen, ist möglicherweise auf ein größeres Spermatogenesepotenzial
in einigen Tubuli seminiferi bei den Männern zurückzuführen, die auf die Behandlung ansprechen –
ohne dass es einer Ursache-Wirkung-Beziehung bedarf. Die externe Zufuhr von Testosteron ist für die
Spermiengewinnung jedenfalls kontraproduktiv.
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