Oktober 2014 
 
Gehört Vitamin-D-Mangel zu den Risikofaktoren für erektile Dysfunktion?

  Die etablierte Rolle von Vitamin D bei der Regulierung zahlreicher Zellfunktionen wurde unlängst auch auf die Beeinflussung der endothelialen Funktion ausgedehnt. Deren Bedeutung für die erektile Funktion ließ vermuten, dass ein Mangel an Vitamin D auch mit erektiler Dysfunktion (ED) im Zusammenhang stehen könnte. Um dies zu überprüfen, wurde bei einer Gruppe von ED-Patienten der Vitamin-D-Status im Serum bestimmt (Barassi A, et al. 2014):

  Endotheliale Zellen verfügen über Vitamin-D-Rezeptoren und über die enzymatische Ausstattung (1α-Hydroxylase), um Vitamin D in die hormonell aktive Form 1,25-Dihydroxyvitamin D umzuwandeln. Vitamin D wurde als ein Regulator der endothelialen Funktion identifiziert, wobei vermutlich autokrin/intrakrine Mechanismen eine Rolle spielen. Schutz vor atherosklerotischer Verkalkung wird mit Vitamin-D-Signalen in einem optimal abgestimmten Bereich in Verbindung gebracht. Experimentelle Befunde belegen, dass sowohl eine Vitamin-D-Unterversorgung wie auch ein Zuviel an Vitamin D zu vermehrter Kalzifizierung der Arterien führt.

  Bei andrologischen Patienten wurden ED-Diagnose und ED-Schwere am Score der Fünfpunkte-Version des International Index of Erectile Funktion (IIEF-5) ermittelt. Zudem wurde die der Ätiologie der ED basal und nach intrakavernöser Injektion von Prostaglandin E1 mit dem Echo Farbdoppler als arteriogen, borderline und nicht arteriogen eingestuft.

  Die ED-Patienten (n=143) hatten median einen IIEF-5-Score von 14,0 und ihr medianer Vitamin-D-Spiegel betrug 21,3 (5,7-52,9) ng/ml. Im Kollektiv hatten 45,9% einen Mangel an Vitamin D, bei 33,5% war der Spiegel unzureichend und nur 22,5% hatten einen optimalen Vitamin-D-Spiegel. Bei Patienten mit leichter ED (IIEF-5 16-20) und denen mit schwerer ED (IIEF-5 ≤10) unterschied sich der Vitamin-D-Spiegel signifikant [26,1 (11,8-52,9) vs. 19,8 (5,7-45,4)].
      Die ED der Patienten wurde in 50 Fällen als arteriogen, in 28 Fällen als borderline und in 65 Fällen als nicht arteriogen eingestuft. Die zugehörigen mittleren IIEF-5-Scores betrugen 11, 16, 15. Bei den Männern mit arteriogener ED lag der Vitamin-D-Spiegel mit 18,2 (5,7-38,0) ng/ml signifikant niedriger als bei den Borderline-Fällen 22,5 (10,2-31,4) ng/ml und bei den Männern mit nicht arteriogener ED 25,3 (6,5-52,9) ng/ml.

Ein deutlicher Anteil der ED-Patienten – insbesondere die Fälle mit arteriogener Ätiologie – weist einen Vitamin-D-Mangel auf.
  Die Bestimmung des Vitamin-D-Spiegels bei ED-Patienten ist insbesondere bei arteriogener ED empfehlenswert. Bei niedrigen Werten ist eine Substitution mit Vitamin D angezeigt.

Barassi A, Pezzilli R, Colpi GM, et al. 2014. Vitamin D and erectile dysfunction. J Sex Med [Epub ahead of print].
 

 Oktober 2014

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Referat: jfs