Oktober 2011 
 
C-reaktives Protein Indikator für residuellen Harndrang nach medikamentöser BPH-Therapie

  Patienten mit benigner Prostatahyperplasie (BPH) leiden häufig unter imperativem Harndrang, der auch unter einer medikamentösen BPH-Therapie bestehen bleiben kann. Da verschiedentlich die Hypothese vertreten wird, die Pathogenese der BPH stehe Zusammenhang mit chronischen Entzündungsprozessen in der Prostata, sollte untersucht werden, inwieweit residueller Harndrang unter einer medikamentösen BPH-Therapie mit dem Spiegel an C-reaktivem Protein (CRP) im Serum in Verbindung steht (Liao C-H, et al. 2011):

  Bei etwa 50-75% der BPH-Patienten mit einer Blasenauslassobstruktion treten zusätzlich Speichersymptome auf, und bei 46-66% lässt sich urodynamisch eine Detrusorüberaktivität nachweisen. Imperativer Harndrang gilt als eine der unangenehmsten Symptome bei Patienten mit BPH. Mit Antimuskarinika lässt sich median eine 70-80%ige Verringerung der Symptome bei überaktiver Blase erreichen.

  Insgesamt 205 BPH-Patienten (Prostatavolumen ≥40 ml) mit dauerhafter medikamentöser Behandlung (ohne Anwendung antientzündlicher Präparate oder Aspirin) führten zur diagnostischen Abklärung von Harndrangsymptomen über drei Tage ein Miktionsprotokoll.

  Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer betrug ca. 73 Jahre. Von ihnen wendeten 82,4% einen alpha-Blocker und 78,5% einen 5-alpha-Reduktasehemmer an.
      Der mittlere Serum-CRP-Spiegel im Studienkollektiv betrug 0,24 mg/dl. Residueller Harndrang wurde bei 90 Patienten (43,9%) festgestellt. Männer mit und ohne residuellem Harndrang unterschieden sich bezüglich Prostatavolumen, PSA-Spiegel, maximaler Harnflussrate, Residualvolumen und Übergangszonenindex nicht signifikant. Die Patienten mit anhaltendem Harndrang waren im Mittel älter als diejenigen ohne Harndrang (75,0 vs. 71,7 Jahre). Zudem hatten Patienten mit residuellem Harndrang gegenüber denen ohne anhaltenden Harndrang einen signifikant höheren Serum-CRP-Spiegel (0,39±0,54 vs. 0,13±0,20 mg/dl). Bei einem Serum-CRP-Spiegel ≥30 mg/dl bestand deutlich häufiger Harndrang als bei einem Serum-CRP-Spiegel <30 mg/dl (82.1% vs. 34,9%).

Bei medikamentös behandelten BPH-Patienten besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Serum-CRP-Spiegel und weiterhin bestehenden Drangsymptomen.
  Der Befund gibt zur Spekulation Anlass, dass chronische Entzündungsprozesse für den anhaltenden Harndrang verantwortlich sein könnten. Als Entzündungsherde kämen sowohl die Prostata als auch die Harnblase in Betracht.

Liao C-H, Chung S-D, Kuo H-C 2011. Serum C-reactive protein levels are associated with residual urgency symptoms in patients with benign prostatic hyperplasia after medical treatment. Urology 77:[Epub ahead of print].
 

 Oktober 2011

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Referat: jfs