Patienten mit benigner Prostatahyperplasie (BPH) leiden häufig unter imperativem Harndrang, der
auch unter einer medikamentösen BPH-Therapie bestehen bleiben kann. Da verschiedentlich die Hypothese
vertreten wird, die Pathogenese der BPH stehe Zusammenhang mit chronischen Entzündungsprozessen
in der Prostata, sollte untersucht werden, inwieweit residueller Harndrang unter einer medikamentösen
BPH-Therapie mit dem Spiegel an C-reaktivem Protein (CRP) im Serum in Verbindung steht
(Liao C-H, et al. 2011):
Bei etwa 50-75% der BPH-Patienten mit einer Blasenauslassobstruktion treten zusätzlich Speichersymptome auf, und
bei 46-66% lässt sich urodynamisch eine Detrusorüberaktivität nachweisen.
Imperativer Harndrang gilt als eine der unangenehmsten Symptome bei Patienten mit BPH. Mit Antimuskarinika
lässt sich median eine 70-80%ige Verringerung der Symptome bei überaktiver Blase erreichen.
Insgesamt 205 BPH-Patienten (Prostatavolumen ≥40 ml) mit dauerhafter medikamentöser Behandlung
(ohne Anwendung antientzündlicher Präparate oder Aspirin) führten zur diagnostischen Abklärung von Harndrangsymptomen
über drei Tage ein Miktionsprotokoll.
Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer betrug ca. 73 Jahre. Von ihnen wendeten 82,4% einen alpha-Blocker und
78,5% einen 5-alpha-Reduktasehemmer an.
Der mittlere Serum-CRP-Spiegel im Studienkollektiv betrug 0,24 mg/dl. Residueller Harndrang wurde bei 90 Patienten (43,9%)
festgestellt. Männer mit und ohne residuellem Harndrang unterschieden sich bezüglich Prostatavolumen, PSA-Spiegel, maximaler
Harnflussrate, Residualvolumen und Übergangszonenindex nicht signifikant. Die Patienten mit anhaltendem Harndrang waren
im Mittel älter als diejenigen ohne Harndrang (75,0 vs. 71,7 Jahre). Zudem hatten
Patienten mit residuellem Harndrang gegenüber denen ohne anhaltenden Harndrang einen signifikant höheren
Serum-CRP-Spiegel (0,39±0,54 vs. 0,13±0,20 mg/dl). Bei einem Serum-CRP-Spiegel ≥30 mg/dl bestand deutlich häufiger
Harndrang als bei einem Serum-CRP-Spiegel <30 mg/dl (82.1% vs. 34,9%).
Bei medikamentös behandelten BPH-Patienten besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Serum-CRP-Spiegel und
weiterhin bestehenden Drangsymptomen.
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Der Befund gibt zur Spekulation Anlass, dass chronische Entzündungsprozesse für den anhaltenden Harndrang
verantwortlich sein könnten. Als Entzündungsherde kämen sowohl die Prostata als auch die Harnblase in Betracht.
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