Oktober 2011 
 
Höhe des Testosteronspiegels bei Männern auch von genetischen Faktoren bestimmt

  Untersuchungen an männlichen Zwillingen haben eine starke heriditäre Komponente des Serum-Testosteronspiegels erkennen lassen. Dessen interindividuelle Variabilität lässt sich zu ca. 65% auf genetische Faktoren zurückführen. Zur Untersuchung der bestimmenden genetischen Variationen wurden von einem internationalen Forschungskonsortium unter der Leitung Greifswalder und Gothenburger Arbeitsgruppen Assoziationsanalysen durchgeführt (Ohlsson C, et al. 2011):

  Niedrige Testosteronspiegel stehen im Zusammenhang mit kardiovaskulärer Mortalität, dem metabolischen Syndrom, Dyslipidämie, Hypertonie, Diabetes mellitus Typ 2, Apoplex, Atherosklerose, Osteoporose, Sarkopenie und erhöhter Gesamtsterblichkeit.

  Um zu ergründen, welche genetischen Varianten sich auf den Testosteron-spiegel auswirken, wurden genomweite Assoziationsstudien durchgeführt. Für die Metaanalyse standen Daten von 10 Studienkohorten aus 7 Ländern mit insgesamt 14.429 Männern zur Verfügung. Die Analyse erfolgte in zwei Schritten: Zunächst wurden anhand von 7 Kohorten Assoziationen entdeckt und dann die Ergebnisse an drei Kohorten überprüft (Replikation).

  Zwei Einzelnukleotid-Polymorphismen auf dem Sexualhormon-bindenden Globulin (SHBG)-Locus standen unabhängig im Zusammenhang mit dem Testosteronspiegel. Männer mit ≥3 Risikoallele dieser Varianten hatten das 6,5-fache Risiko eines niedrigen Testosteronspiegels (<3,0 ng/ml; Abb.).


Es wurde erstmals ein SHBG-Polymorphismus identifiziert (rs6258), der die Bindung von Testosteron an SHBG beeinträchtigt.
      Ein Polymorphismus auf dem X-Chromosom nahe FAM9B stand ebenfalls im Zusammenhang mit der Serum-Testosteronkonzentration

Genetische Varianten auf dem SHBG-Locus und dem X-Chromosom lassen sich mit der beträchtlichen interindividuellen Variationsbreite des Testosteronspiegels und dem Risiko eines niedrigen Testosteronspiegels in Verbindung bringen.
  Weitere Untersuchungen sollten darüber Aufschluss geben, inwieweit sich die genetischen Varianten auf Sexualhormon-beeinflusste Krankheiten auswirken.

Ohlsson C, Wallaschofski H, Lunetta KL, et al. 2011. Genetic determinants of serum testosterone concentrations in men. PLoS GENETICS 7:e1002313.
 

 Oktober 2011

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Referat: jfs