Während Schwangerschafts- bzw. Geburtsrisiken bei hohem oder sehr jungem maternalen Alter gut
dokumentiert sind, wurden mit dem paternalen Alter verbundene Risiken bislang kaum erforscht. Diesbezüglich
wurde in einer großen retrospektiven Kohortenstudie untersucht, ob Vaterschaften von Teenagern oder Männern
40+ unabhängig von maternalen Störfaktoren ein erhöhtes Risiko ungünstiger Geburtsergebnisse
wie Frühgeburt, geringes Geburtsgewicht, SGA (small for gestational age), ein 5-Minuten-Apgar-Wert <4 und
neonatalen bzw. postneonatalen Tod bergen (Chen X-K, et al. 2008):
Untersuchungen über ältere Väter fokussierten meist auf den Zusammenhang zwischen
paternalem Alter und kongenitalen Anomalien. In einigen Untersuchungen wurden bei fortgeschrittenem paternalen
Alter vermehrt Frühgeburten registriert. Andere Untersucher kamen allerdings zum gegenteiligen Ergebnis. Die meisten
früheren Studien sind aufgrund geringer Datenmengen nur
begrenzt aussagekräftig. Vielfach wurden das mütterliche Alter und weitere
Störfaktoren wie maternaler Nikotin- oder Alkoholabusus oder der prenatale Versorgungsstatus nur ungenügend
berücksichtigt. Die Auswirkungen jungen paternalen Alters sind noch wenig erforscht, es gibt aber Hinweise
auf eine Häufung von Spina bifida, Meningozele, Mikrozephalus, Omphalozele und Gastroschisis.
In der retrospektiven Kohortenstudie wurden die Ergebnisse von 2.614.966 Einlings-Lebendgeburten
ausgewertet. Alle Mütter waren verheiratete 20- bis 29-jährige Primiparae. Aus den zwischen 1995 und 2000 in
den USA vom National Center for Health Statistics erhobenen Daten wurde mittels multipler logistischer
Regression der von maternalen Risikofaktoren unabhängige Effekt des paternalen Alters auf ungünstige
Geburtsergebnisse ermittelt.
Erhöhtes Risiko für ungünstiges Geburtsergebnis bei Teenager-Vätern
Verglichen mit 20 bis 29-jährigen Vätern hatten die Kinder von Teenager-Vätern
ein erhöhtes Risiko für Frühgeburt (odds ratio [OR] 1,15; 95% CI 1,10-1,20),
ein niedriges Geburtsgewicht (OR 1,13; 95% CI 1,08-1,19), SGA (OR 1,17; 95% CI 1,13-1,22), einen niedrigen
Apgar-Wert (OR = 1,13; 95% CI: 1,01-1,27) sowie neonatale (OR 1,22; 95% CI 1,01-1,49) und postneonatale
Mortalität (OR 1,41; 95% CI 1,09-1,82).
Bei Vätern 40+ besteht kein erhöhtes Risiko für ein ungünstiges Geburtsergebnis.
Vaterschaften von Teenagern, nicht jedoch von Männern 40+ stehen im Zusammenhang mit erhöhten Risiken
für ein ungünstiges Geburtsergebnis.
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Die Ursachen des erhöhten Risikos für ein ungünstiges Geburtsergebnis bei Vaterschaften von Teenagern bleiben unklar.
Möglicherweise spielen hierfür sozioökonomische und psychosoziale Faktoren eine Rolle. Eventuell führt auch
unreifes Sperma von Teenagern häufiger zu abnormer Plazentation. In dieser Hinsicht bieten die Ergebnisse
der vorliegenden Studie allenfalls Ansätze zur Spekulation.
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