Bisher hat es sich als schwierig erwiesen, eine Beziehung zwischen Symptomen des
unteren Harntrakts (LUTS) und objektiven Meßgrößen einer benignen Prostatahyperplasie
(BPH) wie Prostatavolumen und urodynamischen Parametern herzustellen. In der aktuellen
Untersuchung sollte geklärt werden, inwieweit die Aktivität des autonomen,
speziell des sympathischen Nervensystems sowohl mit LUTS als auch mit dem
Prostatawachstum in Verbindung steht (McVary KT, et al. 2005):
Verschiedene Daten epidemiologischer Untersuchungen haben Hinweise darauf geliefert, daß ein
verstärktes Wachstum der Prostata mit einem erhöhten Tonus des autonomen Nervensystems zusammenhängt.
Ferner sprechen verschiedene Ergebnisse aus Tierversuchen für eine Verbindung zwischen autonomer
neuronaler Aktivität und Beschwerden im Harntrakt.
Die 38 Studienteilnehmer litten unter LUTS [American Urologic Association (AUA) Symptom Score ≥8]
und hatten maximale Harnflußraten Qmax zwischen 4 und >15 ml/sek.
Als Meßgrößen für urologische Beschwerden dienten ferner die Ergebnisse des BPH-Impact Index Score
und des Quality of Life Score.
Die Aktivität des autonomen Nervensystems der Männer wurde durch Messung des Pulses und Blutdrucks
sowie der Serum-Katecholamin-Spiegel vor und nach einer Kreislaufbelastung
durch Lageveränderung (Kipptisch) bestimmt.
Vermehrt LUTS bei erhöhten Sympathikotonus
Auch wenn Korrekturen für extrinsische Einflüsse auf das autonome Nervensystem eingerechnet
werden, korrelieren die Ergebnisse des AUA Symptom Score, des BPH Impact Index Score und des
Quality of Life Score unabhängig mit den Veränderungen des systolischen und diastolischen
Blutdrucks bei der Kipptisch-Untersuchung.
Das Ausmaß der Serum-Noradrenalin-Erhöhung beim Test auf dem Kipptisch ist zudem ein
Prädiktor für die Prostatagröße.
Wie Männer BPH-bedingte LUTS individuell wahrnehmen hängt demnach auch davon ab,
wie aktiv ihr autonomes Nervensystem ist. Denn bei dessen Überaktivität – so
argumentieren die Autoren – werden LUTS als schwerwiegender empfunden als es
aufgrund der anatomischen und physiologischen Veränderungen im Urogenitaltrakt
plausibel erscheint.
Bei einem hyperaktiven autonomen Nervensystem nehmen BPH-bedingte LUTS zu.
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