Steht die Anzahl der CAG-repeats im Androgenrezeptor (AR)-Gen im direkten Zusammenhang mit dem Serum-Testosteronspiegel
oder wird durch sie der altersabhängigen Abfall des Hormons modifiziert? Hat ferner die Anzahl der CAG-repeats einen direkten oder indirekten
Einfluss auf kardiometabolische Risikofaktoren? Auf beide Fragen wollten Wissenschaftler aus Greifswald im Rahmen der
populationsbasierten Pommerschen Gesundheitsstudie eine Antwort finden
(Haring R, et al. 2011):
Die Anzahl der Wiederholungen der CAG-Tripletts im AR-Gen steht im Zusammenhang mit der transkriptorischen
AR-Aktivität. Männer mit wenigen CAG-repeats im AR-Gen benötigen eine geringere Testosteronkonzentration als
Männer mit einer hohen Zahl an CAG-Tripletts.
Die Spiegel des Sexualhormons werden durch bekannte Risikofaktoren wie Alter, Rauchen,
körperliche Aktivität, Alkohol und Adipositas beeinflusst.
Niedrige Testosteronspiegel korrelieren sowohl mit dem metabolischen Syndrom als auch mit seinen einzelnen Komponenten.
Männer mit vielfachen CAG-Wiederholungen und zugleich niedrigem Gesamttestosteron
haben ein besonders hohes Risiko für das metabolische Syndrom.
Es wurden die Daten von 1.859 Männern im Alter zwischen 20 und 79 Jahren analysiert.
In verschiedenen Regressionsmodellen wurden die bekannten Einflussfaktoren berücksichtigt.
Die Länge der CAG-repeats wurde nach Quartilen kategorisiert. Als niedriges Gesamttestosteron wurde
innerhalb der Altersgruppen (Dekaden) die 10. Perzentile definiert.
Es zeigte sich eine inverse Korrelation zwischen der Zahl der CAG-Wiederholungen im AR-Gen und dem
Risiko für einen niedrigen Serum-Gesamttestosteronspiegel – unabhängig von anderen wichtigen
Einflussfaktoren. Durch die Anzahl der CAG-Tripletts wurde – ebenso wie in
der Massachusetts Male Aging Studie – der altersabhängige Abfall des Testosterons nicht beeinflusst.
Eine direkte Verbindung zwischen der Zahl der CAG-repeats und kardiometabolischen Risikofaktoren
ließ sich nicht nachweisen. Dennoch könnte der CAG-Polymorphismus zu einem erhöhten kardiometabolischen Risiko
beitragen, zumal ein niedriges Gesamttestosteron für ein metabolisches Syndrom prädestiniert.
Vorausgegangene Untersuchungen haben gezeigt, dass bei Männern, die sowohl zahlreiche CAG-repeats
als auch einen niedrigen Serum-Testosteronspiegel aufweisen, das höchste Risiko für das metabolische Syndrom besteht.
Bei einer geringen Zahl an CAG-Wiederholungen im Androgenrezeptor-Gen steigt zwar das Risiko eines niedrigen Testosteronspiegels, doch
dadurch ist weder der altersbedingte Hormonabfall noch das kardiometabolische Risiko erhöht.
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Die Ergebnisse bestätigen zum Teil frühere Querschnittsstudien und stützen Ergebnisse aus Longitudinalstudien.
Die Zahl der CAG-Wiederholungen im Androgenrezeptor-Gen ist ein Risikofaktor für niedrige Testosteronspiegel
und trägt zur Ausprägung Testosteron-vermittelter kardiometabolischer Effekte bei.
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