Morbus Crohn ist eine chronisch entzündliche Krankheit des Verdauungstraktes. Bei betroffenen Patienten
wurden verschiedentlich erniedrigte Plasma-Testosteronspiegel gefunden. In einer Pilotstudie sollten Effekte
einer Testosteronsubstitution bei hypogonadalen Männern mit Morbus Crohn ermittelt werden (Haider A, et al. 2010):
Über hormonelle Anomalien bei Morbus Crohn liegen sich z.T. widersprechende Befunde vor.
Dreizehn Patienten mit Morbus Crohn im Alter von 45 bis 67 Jahren mit einem mittleren Plasma-Testosteronspiegel
von 9,0±1,4 nmol/l wurden 110 Männer vergleichbaren Alters mit urologischen Problenen und ebenfalls erniedrigtem
Plasma-Testosteronspiegel (1,4±1,4 nmol/l) gegenübergestellt. Beide Gruppen erhielten für 24 Monate
parenterales Testosteron-Undecanoat. Der Entzündungsmarker C-reaktives Protein (CRP) wurde zwischen den Patientenkollektiven
verglichen. Als Indikator der Schwere des Morbus Crohn wurde der Morbus-Crohn-Aktivitätsindex
alle drei Monate bestimmt.
Nach ein und zwei Jahren lag der Testosteronspiegel sowohl bei den Patienten mit Morbus Crohn als auch bei den Kontrollen
im Mittel konstant zwischen ca. 5 ng/ml und ca. 5,6 ng/ml.
Die Patienten mit M. Crohn hatten einen mittleren CRP-Spiegel von 22,7 mg/dl, während er bei den Kontrollen lediglich
3,5 mg/dl betrug. In beiden Gruppen sank der CRP-Spiegel unter der Testosteronsubstitution signifikant (Abb. A).
Der Morbus-Crohn-Aktivitätsindex erniedrigte sich in der Patientengruppe nach der Normalisierung des Testosteronspiegels
signifikant von ausgangs 243±19 auf 89±9 (Abb. B).
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(A) Veränderung des Spiegels an C-reaktivem Protein (CRP) bei hypogonadalen Patienten mit
Morbus Crohn und hypogonadalen Kontrollpatienten unter einer Substitutionstherapie mit parenteralem Testosteron-Undecanoat (TU).
(B) Verbesserung des Morbus-Crohn-Aktivitätsindexes bei hypogonadalen Patienten mit Morbus Crohn unter einer
Therapie mit TU (Haider A, et al. 2010).
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Nach Normalisierung des Plasma-Testosteronspiegels sanken bei hypogonadalen Patienten mit Morbus Crohn der
Morbus-Crohn-Aktivitätsindex und das C-reaktive Protein.
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Auch wenn die Pilot-Studie ohne Kontrollgruppe durchgeführt wurde, sind die Ergebnisse doch so vielversprechend, dass
sie in einer größeren Untersuchung kontrolliert werden sollten.
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