Die Androgendeprivationstherapie (ADT) hat sich sowohl bei frühem als auch bei
fortgeschrittenem Prostatakrebs zunehmend als Standardtherapie etabliert. Hierbei haben
die Patienten allerdings die negativen Auswirkungen eines Androgenmangels zu gewärtigen.
Inwieweit sich eine ADT bzw. die Dauer einer ADT auf die körperliche und visuomotorische
Leistungsfähigkeit auswirkt, wurde aktuell untersucht (Clay CA, et al., 2007):
Das Studienkollektiv umfasste 100 Männer in vier Gruppen:
1) Prostatakrebs-Patienten ohne ADT (n = 25),
2) Prostatakrebs-Patienten mit kurzzeitiger (< 6 Monate) ADT (n = 13),
3) Prostatakrebs-Patienten mit längerer (≥ 6 Monate) ADT (n = 42),
4) Kontrollprobanden ohne Prostatakrebs (n = 20).
Ermittelt wurden die körperlichen Funktionen, die Gehgeschwindigkeit, die visuomotorische
Leistung, die Körper-zusammensetzung und der Komorbiditätsindex.
Verringerte Gehgeschwindigkeit bei Männern mit Prostatakrebs
Die Männer in der Gruppe mit Langzeit-ADT erhielten die Behandlung im Durchschnitt bereits seit
31± 29 Monaten. Zwischen den Gruppen bestanden keine signifikanten Unterschiede bezüglich des
Body Mass Index. Die Männer mit Langzeit-ADT hatten allerdings den höchsten Fettgewebsanteil an
der Gesamtkörpermasse.
Die 4-Meter-Gehgeschwindigkeit war bei Männern mit Prostatakrebs verringert. Zwischen den Patienten
unter einer Langzeit-ADT und den Kontrollprobanden bestand ein signifikanter Unterschied (Abb.).
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Abb.: Vergleich der 4-Meter-Gehgeschwindigkeit bei Patienten mit Prostatakrebs
(PCa) ohne Androgen-deprivationstherapie (ADT), mit < 6 Monate ADT, ≥ 6 Monate
ADT und Kontrollprobanden ohne PCa.
Die Werte sind für Alter, Komorbidität und prozentualen
Anteil Körperfett an der Körpermassse adjustiert. * p < 0,01
(nach Clay CA, et al., 2007).
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Alter und Komorbiditätsindex standen in signifikantem Zusammenhang mit der körperlichen Leistungsfähigkeit.
Die visuomotorische Leistung wurde durch die ADT nicht signifikant beeinflusst.
Bei Prostatakrebs-Patienten sind die Gehgeschwindigkeit und die körperliche
Leistungsfähigkeit unter einer Androgendeprivationstherapie deutlich vermindert.
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Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass eine Langzeit-ADT insbesondere die Mobilität älterer
Männer beeinträchtigen kann und somit unter Umständen negative Auswirkungen auf eine unabhängige
Lebensführung hat.
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