Die Hypertrophie der linken Herzkammer, das so genannte linksventrikuläre
Remodelling und damit verbundene Beeinträchtigungen der diastolischen Funktion
erhöhen das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen. Derartige Veränderungen
stehen auch im Zusammenhang mit dem Altern. Somit liegt die Vermutung
nahe, dass unter anderem altersbezogene Risikofaktoren wie insbesondere die
viszerale Adipositas an der Entwicklung kardialer Morbidität beteiligt sind.
Eine Untersuchung mit 113 Männern im Alter zwischen 20 und 79 Jahren sollte
klären, inwieweit eine Adipositas die altersassoziierten Veränderungen der
Struktur des linken Ventrikels und der diastolischen Funktion mit
beeinflusst (Gates PE, et al. 2003):
Eine Adipositas in Verbindung mit fortgeschrittenem
Alter beeinträchtigt die Herzleistung
Sowohl eine generelle als auch eine abdominale Adipositas tragen im Alter
signifikant dazu bei, dass sich die Wand der linken Herzkammer verdickt, ein
linksventrikuläres konzentrisches Remodelling stattfindet und sich die
Hämodynamik in der diastolischen Füllungsphase nachteilig verändert.
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Messungen der Wanddicke des linken Ventrikels mittels Ultraschall-Echokardiographie
ergaben umso höhere Werte, je älter und je übergewichtiger die Männer waren.
Auch das Verhältnis von Wanddicke zum Kammerradius als Maß für das konzentrische
Remodelling nahm mit dem Alter und dem Grad der Adipositas zu. Beide Veränderungen
waren unabhängig davon, ob eine eher generalisierte oder eine eher abdominale Adipositas
vorlag. |
Hypertrophie der linken Herzkammer: Die Ventrikelwand hat einen Durchmesser
von mehr als 1,5 cm. Durch die Hypertrophie verändert sich die Füllungsdynamik.
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Der transmitrale Blutfluss zu Anfang und Ende der Diastole wurde mittels
gepulster Dopplersonographie gemessen. Das Verhältnis von früher zu später
Füllgeschwindigkeit diente als Index der diastolischen Funktion. Dieser
Wert verringerte sich altersabhängig mit dem Grad des Übergewichts bzw.
der Adipositas.
Bei den normalgewichtigen und adipösen jüngeren Männern besteht noch kein
Unterschied in der Struktur und der
diastolischen Funktion des linken Ventrikels.
Ist das Renin Angiotensin-System das Bindeglied zwischen
Fettgewebe und Herzmuskel?
Eine Adipositas trägt unabhängig vom Alter zur Entwicklung struktureller
Veränderungen des linken Ventrikels und der damit verbundenen Störung der
diastolischen Funktion bei. Bisher liegen zwar keine gesicherten Erkenntnisse
darüber vor, über welche Mechanismen das Fettgewebe auf die Herzmuskulatur einwirkt,
doch die Indizien für eine endokrine Verbindung sind sehr stichhaltig:
Bei Adipositas ist die Aktivität des Renin-Angiotensin-Systems in der
Zirkulation und im Fettgewebe erhöht. Darüber hinaus werden die Gene
verschiedener Komponenten dieses Systems
verstärkt exprimiert. Ferner ist bekannt, dass sich die Aktivität
des Renin-Angiotensin-Systems auf das Herz auswirken.
Insbesondere das Angiotensin II verursacht kardiovaskuläre Morbidität. Es
wirkt proinflammatorisch und steht im Zusammenhang mit der Hypertrophie,
Apoptosen und Fibrose im Herzmuskelgewebe. Darüber hinaus ist Angiotensin II
ein potenter Wachstumsfaktor für Herzmuskelzellen, so dass ihm eine wichtige
Rolle beim linksventrikulären Remodelling und der linken Ventrikelhypertrophie
zukommt.
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