Bislang gibt es nur begrenzt Daten darüber, wie sich der Schweregrad von Symptomen
des unteren Harntrakts (LUTS) im Laufe der Zeit verändern kann. Obwohl für gewöhnlich davon
ausgegangen wird, dass sich solche Veränderungen im Wesentlichen auf eine Progression
hinauslaufen, gibt es doch eine Reihe von Einflüssen, die auch zu einer Besserung der Symptome
führen können. In diesem Zusammenhang wurden in einer Kohorte von Männern
metabolische, Lifestyle- und physische Faktoren bestimmt, die die Progression und/oder Besserung
von LUTS bewirken können
(Martin S, et al. 2014):
In der Osteoporotic Fractures in Men (MrOS)-Studie besserten sich bei mehr als jedem vierten
Teilnehmer gravierende LUTS im Laufe des Follow-up signifikant.
In der Florey Adelaide Male Ageing Study wurden bei 780 Männern (35-89 Jahre alt) über 5 Jahre
Progression und Besserung von Speicher- und Blasenentleerungssymptomen im Zusammenhang mit
möglichen Einflussfaktoren verfolgt.
Im Verlauf des Follow-up nahm der Anteil an Männern mit leichten LUTS von 81,9% auf 74,5% ab,
während der Anteil mit moderaten und schweren LUTS zunahm (von 15,6% auf 22,7% bzw.
von 2,5% auf 5,3%). Nur die Zunahme schwerer LUTS war auf die ältesten Männer beschränkt.
In der Abbildung sind die Einflüsse von Baseline-Prädiktoren auf die Veränderung von Speicher-
und Blasenentleerungssymptomen aus Modellen mit multivariablen Korrekturen dargestellt:
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Multivariates Modell für Besserung oder Verschlechterung von Speichersymptomen und
Blasenentleerungssymtomen: Die Daten stellen das Chancenverhältnis (Odds Ratio [OR])
±95% CI dar. Die Werte unter OR=1 (Referenzwert = stabile LUTS) bedeuten eine geringere
und Werte oberhalb OR=1 eine größere Wahrscheinlichkeit. Einige Variable sind Prädiktoren sowohl für die
Besserung als auch für die Verschlechterung von LUTS.
OSA = obstruktive Schlafapnoe; HDL = High Density Lipoprotein; ED = erektile Dysfunktion
(Martin S, et al. 2014).
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Blasenentleerungssymptome blieben bei 27% der Teilnehmer stabil (American Urological Association symptom index
[AUA-SI] für Blasenentleerungssymptome -2 bis +2), verbesserten sich bei 23,4% der Männer (Veränderung
des AUA-SI um -3 oder darunter) und waren bei 32,3% der Männer progredient (Veränderung des
AUA-SI um +3 oder darüber).
Speichersymptome blieben bei 44% der Teilnehmer stabil
(AUA-SI für Speichersymptome -1 bis +1), verbesserten sich bei 33,1% der Männer (Veränderung
des AUA-SI um -2 oder darunter) und waren bei 39,8% der Männer progredient (Veränderung des
AUA-SI um +2 oder darüber).
Symptome des unteren Harntrakts können sich beeinflusst von metabolischen, Lifestyle-
und physischen Faktoren bessern oder verschlimmern.
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Damit wird deutlich, dass das Auftreten und der Verlauf von LUTS zumindest teilweise von
potenziell beeinflussbaren bzw. abstellbaren Faktoren abhängen.
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