Nach radikaler Prostatektomie sind die Anatomie und die Funktion der Harnblase und des Blasenauslasses verändert.
Ein erheblicher Anteil der Männer benutzt nach der Operation die Bauchpresse zur Unterstützung der Blasenentleerung. In einer
Studie sollte nach Faktoren gefahndet werden, die als Prädiktoren für Detrusorhypoaktivität bei Patienten mit Inkontinenz
und Symptomen des unteren Harntrakts (LUTS) nach radikaler Prostatektomie dienen können
(Chung DE, et al. 2013):
Die International Continence Society (ICS) definiert Detrusorhypoaktivität als "Kontraktion mit verminderter Stärke und/oder
Dauer, die zu verlängerter Blasenentleerung und/oder dem Fehlschlagen der vollständigen Blasenentleerung in einer
normalen Zeitspanne resultiert."
Detrusorhypoaktivität wurde definiert als maximale Harnflussrate ≤15 ml/s und als Detrusordruck ≤20 cmH2O
bei dem Versuch der Blasenentleerung. Nach prädiktiven Faktoren für Detrusorhypoaktivität wurde mittels
univariater logistischer Regressionsanalyse gefahndet. Untersucht wurden Alter, Jahr der radikalen Prostatektomie,
Operationstechnik (minimal invasiv oder offen), postoperative Bestrahlung, Nerverhalt, klinisches Tumorstadium,
Gleason Score der Biopsie und Zeitraum zwischen radikaler Prostatektomie und Evaluierung.
Bei insgesamt 264 Patienten waren nach radikaler Prostatektomie urodynamische Untersuchungen vorgenommen worden.
Eine Detrusorhypoaktivität wurde in 108 Fällen (41%) festgestellt. Die Anwendung der Bauchpresse bei der Blasenentleerung
wurde bei fast der Hälfte dieser Männer registriert. Im Gesamtkollektiv hatten 17% der Patienten eine Blasenauslassobstruktion
und 27% eine Detrusorhyperaktivität. Als prädiktiver Faktor für Detrusorhypoaktivität kommt nach univariater Analyse
nur die minimalinvasive Technik bei der Prostatektomie in Frage.
Detrusorunteraktivität und Anwendung der Bauchpresse zur Blasenentleerung sind bei Patienten mit
Inkontinenz und LUTS nach radikaler Prostatektomie häufig.
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Da durch Detrusorhypoaktivität der Erfolg einer Inkontinenzbehandlung mittels retrourethraler Schlinge oder
künstlichem Sphinkter beeinträchtigt werden kann, sollte ihr Vorliegen vor einem Eingriff abgeklärt werden.
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