Wissenschaftliche Untersuchungen mit untreuen Ehemännern beschränkten sich bislang im Wesentlichen auf
hormonelle und sexuelle Fragestellungen. Es wurde indes keine abschließende Bewertung des
kardiovaskulären Risikos dieser Klientel vorgenommen. Diesbezüglich sollte geklärt werden, ob
dauerhafte außereheliche Beziehungen einen protektiven oder einen schädlichen Einfluss auf das
kardiovaskuläre Risiko ausüben
(Fisher AD, et al. 2011):
Männer, die außereheliche Beziehungen unterhalten, haben höhere Testosteronspiegel und bessere vaskuläre Funktionen
als ihre eher treuen Zeitgenossen.
Patienten einer andrologischen Ambulanz in Florenz machten Angaben zu partnerschaftlicher Treue.
Als dauerhafte Zweitbeziehung galten Affären von mehr als zwei Monaten.
Das Studienkollektiv bestand aus 1.098 Männern, von denen 1.008 (91,8%) angaben, keine oder nur gelegentliche
außereheliche Beziehungen zu unterhalten und 90 Teilnehmer (8,2%) mit einer dauerhaften Zweitbeziehung.
Während einer Beobachtungszeit von median 4 Jahren traten insgesamt 95 (8 fatale) kardiovaskuläre Ereignisse auf.
Elf davon betrafen Männer mit dauerhaftem außerehelichen Verhältnis. Im Gesamtkollektiv war die Inzidenz
kardiovaskulärer Ereignisse bei den Ehebrechern signifikant höher als bei den eher treuen Männern (Abb. A).
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Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse bei Männern mit dauerhafter Zweitbeziehung und Männern ohne
oder nur sporadischer außerehelicher Beziehung:
A Gesamtkollektiv,
B Subpopulation von Männern, die bei ihrer Partnerin keine HSD (hypoactive sexual desire) wahrnehmen,
C Subpopulation von Männern, die ihrer Partnerin HSD attestieren
(nach Fisher AD, et al. 2012).
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Von den Teilnehmern gaben 188 an, dass bei ihrer Partnerin ein Verlust an sexuellem Verlangen (sexuelle Appetenzstörung, hypoactive sexual desire,
HSD) vorliegt. Darunter waren 37 (20%) mit einer dauerhaften Zweitbeziehung. Bei den anderen Männern mit einer noch
sexuell aktiven Partnerin waren es 53 (5,8%). Die Analyse beider Subgruppen ergab, dass das kardiovaskuläre Risiko nur bei
untreuen Männern erhöht ist, die bei ihrer Partnerin keine HSD wahrnehmen (Abb. B, C).
Eheliche Untreue bereitet nicht nur der betrogenen Partnerin Herzschmerzen sondern erhöht auch das Risiko
für Herzkrankheiten beim Ehebrecher.
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Obwohl Faktoren wie das vorteilhafte hormonelle Milieu, die Leistungsfähigkeit der Gefäße und die vermutlich
hohe Koitusfrequenz auf ein vermindertes kardiovaskuläres Risiko hindeuten, bergen physische und psychologische
Belastungen beim Fremdgehen offenbar übergeordnete Gesundheitsrisiken, durch die Herz und Kreislauf in Mitleidenschaft
gezogen werden. Andererseits ist zu bedenken, dass die
Studie mit Männern durchgeführt wurde, die sich wegen Sexualstörungen in eine andrologische Ambulanz begeben haben.
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