März 2012 
 
Glatzenbildung, Akne und testikuläre Keimzelltumoren

  Während entscheidender Abschnitte der Hodenentwicklung spielen Androgeneinflüsse vermutlich eine Rolle in der Ätiologie von testikulären Keimzelltumoren. In diesem Zusammenhang wurden frühe Glatzenbildung und schwere Pubertätsakne als Marker einer verstärkten Androgenexposition herangezogen, um deren Einfluss auf das Risiko für testikuläre Keimzelltumoren bewerten zu können (Trabert B, et al. 2011):

  Einflüsse von Sexualhormonen – insbesondere endogenen und exogenen Estrogenen – während der Pränatalzeit auf das Risiko von Hodenkrebs sind seit längerem bekannt. Ebenso wurden Zusammenhänge zwischen frühzeitigem Haarverlust wie auch schwerer Akne und testikulären Keimzelltumoren bereits beobachtet und berichtet.

  In der Fall-Kontroll-Studie wurden 187 Männern mit einem testikulären Keimzelltumor 148 abgestimmte Kontrollen gegenübergestellt. Per Fragebogen wurde eruiert, ob und in welcher Form bei den Betroffenen vor der Diagnosestellung und bei den Kontrollen vor einem entsprechenden Referenzdatum Haarverluste aufgetreten sind. Eine weitere Frage betraf das Auftreten schwergradiger Akne während der Adoleszenz.

  Wie zu erwarten lag das Alter bei Nicht-Seminomen ca. 10 Jahre unter dem bei Seminomen. Betroffene hatten in der Anamnese signifikant häufiger Kryptorchismus (13,4%) als die Kontrollen (2%).
      Haarverluste wurden von 50% der Kontrollen und 33,2% der Betroffenen angegeben. Vermehrter Haarverlust, höheres Alter bei Einsetzen des Haarausfalls und eine gesteigerte Verlustrate waren jeweils signifikante Indikatoren eines verringerten Risikos für testikuläre Keimzelltumoren.
      Bei Patienten mit testikulärem Keimzelltumor war während der Adoleszenz signifikant seltener schwere Akne aufgetreten als bei den Kontrollen.

Erhöhte endogene Testosteronspiegel in der Pubertät und im frühen Erwachsenenleben verringern offenbar das Risiko für testikuläre Keimzelltumoren.
  Nach Meinung der Autoren verändern vermutlich verstärkte Androgeneinflüsse – insbesondere durch Dihydrotestosteron, das aber nicht in den Hoden selbst gebildet wird – die Hodenentwicklung während der Pubertät. Hierbei könnten Differenzierungsprozesse eine Rolle spielen.

Trabert B, Sigurdson AJ, Sweeney AM, et al. 2011. Baldness, acne and testicular germ cell tumours. Int J Androl 34:e59-e67.
 

 März 2012

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Referat: jfs