Während entscheidender Abschnitte der Hodenentwicklung spielen Androgeneinflüsse vermutlich eine Rolle in der
Ätiologie von testikulären Keimzelltumoren. In diesem Zusammenhang wurden frühe Glatzenbildung und schwere Pubertätsakne als Marker
einer verstärkten Androgenexposition herangezogen, um deren Einfluss auf das Risiko für testikuläre Keimzelltumoren bewerten
zu können (Trabert B, et al. 2011):
Einflüsse von Sexualhormonen – insbesondere endogenen und exogenen Estrogenen – während der Pränatalzeit
auf das Risiko von Hodenkrebs sind seit längerem bekannt. Ebenso wurden Zusammenhänge zwischen frühzeitigem Haarverlust
wie auch schwerer Akne und testikulären Keimzelltumoren bereits beobachtet und berichtet.
In der Fall-Kontroll-Studie wurden 187 Männern mit einem testikulären Keimzelltumor 148 abgestimmte Kontrollen
gegenübergestellt. Per Fragebogen wurde eruiert, ob und in welcher Form bei den Betroffenen vor der Diagnosestellung
und bei den Kontrollen vor
einem entsprechenden Referenzdatum Haarverluste aufgetreten sind. Eine weitere Frage betraf das Auftreten
schwergradiger Akne
während der Adoleszenz.
Wie zu erwarten lag das Alter bei Nicht-Seminomen ca. 10 Jahre unter dem bei Seminomen. Betroffene hatten in der Anamnese
signifikant häufiger Kryptorchismus (13,4%) als die Kontrollen (2%).
Haarverluste wurden von 50% der Kontrollen und 33,2% der Betroffenen angegeben. Vermehrter Haarverlust, höheres Alter bei
Einsetzen des Haarausfalls und eine gesteigerte Verlustrate waren jeweils signifikante Indikatoren eines verringerten
Risikos für testikuläre Keimzelltumoren.
Bei Patienten mit testikulärem Keimzelltumor war während der Adoleszenz signifikant seltener schwere Akne
aufgetreten als bei den Kontrollen.
Erhöhte endogene Testosteronspiegel in der Pubertät und im frühen Erwachsenenleben verringern offenbar das Risiko
für testikuläre Keimzelltumoren.
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Nach Meinung der Autoren verändern vermutlich verstärkte Androgeneinflüsse – insbesondere
durch Dihydrotestosteron, das aber nicht in den Hoden selbst gebildet wird – die Hodenentwicklung
während der Pubertät. Hierbei könnten Differenzierungsprozesse eine Rolle spielen.
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