Die Spiegel der Sexualhormone im Serum korrelieren mit einer Reihe psychischer Symptome.
Unklar ist, wie hoch jeweils der Einfluss von Hormonspiegeln, körperlichen Einschränkungen und
Komorbiditäten auf das Depressionsrisiko ist. In einer australischen Kohortenstudie wurde der
Zusammenhang zwischen Testosteronspiegeln, Begleiterkrankungen und der Inzidenz von Depressionen
bei älteren Männern untersucht (Almeida OP, et al. 2008):
In einigen Studien fand sich ein Zusammenhang zwischen niedrigen Testosteronspiegeln und erhöhtem
Depressionsrisiko. Auch im Gehirn sind Androgenrezeptoren nachgewiesen worden, die wohl über das GABAerge System
die Psyche beeinflussen.
Die Studienkohorte bestand aus 3.987 Männern aus Westaustralien (71 bis 89 Jahre), die im Rahmen der
prospektiven "Health in Men Study" beobachtet werden. Der Grad an Depression wurde mit einem spezifischen
Test für ältere Menschen erfasst (Geriatric Depression Scale, GDS-15). Weitere Begleiterkrankungen wurden
mit dem Charlson-Index und Teilen des SF-36-Tests gemessen.
Erhöhtes Depressionsrisiko bei erniedrigten Testosteronspiegeln, unabhängig vom Einfluss der Komorbiditäten
Bei 203 von 3.987 Probanden (5,1 %) wurde eine Depression festgestellt. Bei Teilnehmern mit
Depression wurden signifikant niedrigere Spiegel an Gesamttestosteron und freiem Testosteron im Serum
gemessen als bei Männern ohne Depressionen. Depressive Teilnehmer rauchten häufiger, waren übergewichtig,
hatten eine schlechtere Schulbildung und zeigten weitere Komorbiditäten. Auch nach Abgleich dieser
Faktoren zeigten die Probanden mit Depression jedoch ein höheres Risiko für niedrige Testosteronspiegel
im unteren Quintil, mit einer Odds Ratio von 1,55 für Gesamttestosteron und 2,71 für freies Testosteron.
Bei älteren Männern mit niedrigen Testosteronspiegeln besteht ein höheres Risiko für Depressionen, das durch andere Faktoren
wie Komorbiditäten nicht ausreichend erklärt werden kann.
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Ein niedriger Testosteronspiegel kann eine behandelbare Ursache für Depressionen bei älteren Männern darstellen.
Inwieweit solche Männer von einer Testosteron-Substitutionstherapie profitieren können, müsste in kontrollierten klinischen Studien
geklärt werden.
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