Beim PSA-Screening ist die Trefferquote richtig positiver und richtig negativer Ergebnisse anhand von
PSA-Einzelbestimmungen nicht zufrieden stellend – gleich welcher PSA-Schwellenwert angelegt wird.
Unter verschiedenen Methoden, die Sensitivität und Spezifität des PSA-Tests zu erhöhen, scheint die
Ermittlung der PSA-Anstiegsgeschwindigkeit ein Erfolg versprechender Weg zu sein. Jetzt liegen die
Daten der diesbezüglich bislang größten Studie vor, in der die PSA-Veränderungen bei Männern mit oder ohne
Prostatakrebs im Rahmen des Screening-Programms in der Bevölkerung Tirols über einen Zeitraum von
zehn Jahren ermittelt wurden (Berger AP, et al. 2007):
Vergleiche der langfristigen PSA-Anstiegsgeschwindigkeit zwischen Männern, bei denen sich im
Beobachtungszeitraum ein Prostatakarzinom entwickelte und Männern, bei denen sich kein Prostatakarzinom
entwickelte, wurde bereits in weniger großen Studien angestellt. Die Ergebnisse aller Studien zielen in
die gleiche Richtung.
Vorläufige Daten der referierten Studie wurden bereits publiziert (Berger AP, et al. 2005).
Ausgewertet wurden in der retrospektiven Studie die Daten von 4.272 Männern ohne maligne Erkrankung,
die sich zumindest alle zwei Jahre in einem Zeitraum von zehn Jahren einem PSA-Test unterzogen hatten,
sowie die Daten von 528 Männern, die über sechs bis zehn Jahre am PSA-Screening teilgenommen hatten,
und bei denen ein Prostatakarzinom diagnostiziert worden war.
Exponentielle Zunahme der PSA-Anstiegsgeschwindigkeit bei Prostatakrebs
Bei den 4.272 Männern ohne Nachweis eines Prostatakarzinoms stieg der PSA-Spiegel während zehn Jahren
im Mittel von 1,16 auf 1,49 ng/ml. Das entspricht einer PSA-Anstiegsgeschwindigkeit von 0,03 ng/ml/Jahr.
In der Gruppe der 528 Männer, bei denen im Beobachtungszeitraum ein Prostatakarzinom festgestellt worden war,
stieg der PSA-Spiegel während zehn Jahren von 2,19 auf 6,09 ng/ml; entsprechend einer PSA-Anstiegsgeschwindigkeit
von 0,39 ng/ml/Jahr (Abb. 1). Bei Männern mit benigner Prostata war die PSA-Anstiegsgeschwindigkeit in
verschiedenen Altersgruppen gleich hoch bzw. gleich niedrig (Abb. 2).
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Abb.: Abb. 1: PSA-Anstieg bei Prostatakarzinom-Patienten im Verlauf von 10 Jahren vor der Diagnosestellung.
Im Vergleich dazu der Verlauf der PSA-Werte bei Männern gleichen Alters, bei denen sich offenbar kein
Prostatakarzinom entwickelte (nach Berger AP, et al. 2005).
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Abb. 2: PSA-Anstieg im Verlauf von 10 Jahren bei Männern mit benigner Prostata stratifiziert
nach Jahrzehnten ihres Alters. Die PSA-Anstiegsgeschwindigkeit blieb in allen Altersklassen
nahezu konstant (nach Berger AP, et al. 2007).
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Männer, die initial einen hohen PSA-Wert aufwiesen, hatten mit hoher Wahrscheinlichkeit auch
eine höhere PSA-Anstiegsgeschwindigkeit als diejenigen mit initial niedrigem PSA-Wert.
Das Prostatavolumen stand in keinem signifikanten Zusammenhang mit der PSA-Anstiegsgeschwindigkeit.
Bei Prostatakrebs-Patienten war die PSA-Anstiegsgeschwindigkeit in den Jahren vor der Diagnosestellung
erheblich stärker ausgeprägt als bei Männern ohne Prostatakrebs.
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Tabelle Leistungsfähigkeit unterschiedlicher Schwellenwerte für die PSA-Anstiegsgeschwindigkeit
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Schwellenwert
(ng/ml/Jahr)
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Sensitivität (%)
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Spezifität (%)
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Positiv prädiktiver Wert (%)
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Negativer prädiktiver Wert (%)
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0,03
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0,998
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0,856
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0,691
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0,995
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0,3
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0,642
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0,956
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0,691
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0,995
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0,4
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0,53
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0,978
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0,82
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0,912
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0,5
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0,437
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0,986
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0,849
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0,904
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0,75
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0,264
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0,998
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0,964
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0,879
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nach Berger AP, et al. 2007.
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