März 2007 
 
Klinische Bedeutung der PSA-Anstiegsgeschwindigkeit über einen längeren Zeitraum

  Beim PSA-Screening ist die Trefferquote richtig positiver und richtig negativer Ergebnisse anhand von PSA-Einzelbestimmungen nicht zufrieden stellend – gleich welcher PSA-Schwellenwert angelegt wird. Unter verschiedenen Methoden, die Sensitivität und Spezifität des PSA-Tests zu erhöhen, scheint die Ermittlung der PSA-Anstiegsgeschwindigkeit ein Erfolg versprechender Weg zu sein. Jetzt liegen die Daten der diesbezüglich bislang größten Studie vor, in der die PSA-Veränderungen bei Männern mit oder ohne Prostatakrebs im Rahmen des Screening-Programms in der Bevölkerung Tirols über einen Zeitraum von zehn Jahren ermittelt wurden (Berger AP, et al. 2007):

  Vergleiche der langfristigen PSA-Anstiegsgeschwindigkeit zwischen Männern, bei denen sich im Beobachtungszeitraum ein Prostatakarzinom entwickelte und Männern, bei denen sich kein Prostatakarzinom entwickelte, wurde bereits in weniger großen Studien angestellt. Die Ergebnisse aller Studien zielen in die gleiche Richtung.
Vorläufige Daten der referierten Studie wurden bereits publiziert (Berger AP, et al. 2005).

  Ausgewertet wurden in der retrospektiven Studie die Daten von 4.272 Männern ohne maligne Erkrankung, die sich zumindest alle zwei Jahre in einem Zeitraum von zehn Jahren einem PSA-Test unterzogen hatten, sowie die Daten von 528 Männern, die über sechs bis zehn Jahre am PSA-Screening teilgenommen hatten, und bei denen ein Prostatakarzinom diagnostiziert worden war.

Exponentielle Zunahme der PSA-Anstiegsgeschwindigkeit bei Prostatakrebs
Bei den 4.272 Männern ohne Nachweis eines Prostatakarzinoms stieg der PSA-Spiegel während zehn Jahren im Mittel von 1,16 auf 1,49 ng/ml. Das entspricht einer PSA-Anstiegsgeschwindigkeit von 0,03 ng/ml/Jahr.

In der Gruppe der 528 Männer, bei denen im Beobachtungszeitraum ein Prostatakarzinom festgestellt worden war, stieg der PSA-Spiegel während zehn Jahren von 2,19 auf 6,09 ng/ml; entsprechend einer PSA-Anstiegsgeschwindigkeit von 0,39 ng/ml/Jahr (Abb. 1). Bei Männern mit benigner Prostata war die PSA-Anstiegsgeschwindigkeit in verschiedenen Altersgruppen gleich hoch bzw. gleich niedrig (Abb. 2).


Männer, die initial einen hohen PSA-Wert aufwiesen, hatten mit hoher Wahrscheinlichkeit auch eine höhere PSA-Anstiegsgeschwindigkeit als diejenigen mit initial niedrigem PSA-Wert.

Das Prostatavolumen stand in keinem signifikanten Zusammenhang mit der PSA-Anstiegsgeschwindigkeit.

Bei Prostatakrebs-Patienten war die PSA-Anstiegsgeschwindigkeit in den Jahren vor der Diagnosestellung erheblich stärker ausgeprägt als bei Männern ohne Prostatakrebs.

 

Tabelle Leistungsfähigkeit unterschiedlicher Schwellenwerte für die PSA-Anstiegsgeschwindigkeit
Schwellenwert
(ng/ml/Jahr)
Sensitivität
(%)
Spezifität
(%)
Positiv prädiktiver Wert
(%)
Negativer prädiktiver Wert
(%)
0,03 0,998 0,856 0,691 0,995
0,3 0,642 0,956 0,691 0,995
0,4 0,53 0,978 0,82 0,912
0,5 0,437 0,986 0,849 0,904
0,75 0,264 0,998 0,964 0,879

nach Berger AP, et al. 2007.

Berger AP, Deibl M, Strasak A, et al. 2007. Large-scale study of clinical impact of PSA velocity: long-term PSA kinetiks as method of differentiating men with from those without prostate cancer. Urology 69:134-138.
 

März 2007

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Autor: JFS