Um die 15 % aller Paare, die sich ein Kind wünschen, sind infertil. In etwa der
Hälfte der Fälle ist der Mann zeugungsunfähig. Doch bei einem Großteil der betroffenen Männer
läßt sich keine Ursache für die Infertilität ermitteln. Oft schlagen sogar mehrfach hintereinander
Versuche einer intrauterinen Insemination fehl, obwohl normale klinische Samenparameter
ermittelt und mögliche Ursachen bei der Partnerin so weit es geht ausgeschlossen wurden. Um die
Spermien von Männern mit ungeklärter Infertilität auf ihre Befruchtungsfähigkeit zu
untersuchen, können unter anderem Enzym-Aktivitäten in den Spermien-Membranen
bestimmt werden. Insbesondere das Proakrosin-Akrosin-System wird vom Spermium benötigt, um
die Zona pellucida der Eizelle durchdringen zu können. Inwieweit die Akrosin-Aktivität bei Männern
mit ungeklärter Infertilität herangesetzt ist, sollte durch vergleichende Untersuchungen mit
nachgewiesenermaßen zeugungsfähigen Männern ermittelt werden (Chaudhury K, et al. 2005):
Das Akrosin in menschlichen Spermien liegt meist zu ca. 90 % als enzymatisch
inaktives Zymogen vor, das als Proakrosin bezeichnet wird. Die Aktivität des Akrosins
wie auch die Aktivitäten anderer Enzyme (5´Nukleotidase, Laktatdehydrogenase) gelten als Marker
für die Motilität der Spermien.
Untersucht wurden die Spermien von 29 Männern mit ungeklärter Infertilität, bei denen
hintereinander jeweils drei Versuche einer intrauterinen Insemination fehlgeschlagen waren,
von 21 infertilen Männern mit einer niedrigen Konzentration und geringer Motilität der
Spermien (negative Kontrolle) und von 17 Männern mit nachgewiesener Fertilität (positive
Kontrolle).
Nach der Säureextraktion der Spermien wurde die Aktivität des freien Akrosins direkt bestimmt.
Die Menge des Proakrosins ergab sich durch Aktivitätsbestimmungen nach dessen Umwandlung
zu Akrosin.
Niedrige Gesamtakrosin-Aktivität trotz hoher Motilität der Spermien
Sowohl bei den Männern mit schlechter Sperma-Qualität, als auch bei jenen mit ungeklärter Infertilität
war die Aktivität des Gesamtakrosins erheblich reduziert. In beiden Gruppen war der Anteil des Proakrosins
erheblich reduziert, so daß dieses jeweils nur knapp mehr als die Hälfte des Gesamtakrosins
ausmachte. Dies steht im Widerspruch zu Ergebnissen,
wonach zwischen der Akrosin-Aktivität und der Motilität der Spermien eine signifikant positive
Korrelation besteht.
Als Ursache einer niedrigen Gesamtakrosin-Aktivität bei ungeklärter Infertilität kommen
verschiedene Defekte im Akrosin-Proakrosin-System in Frage:
Ein Proakrosin-Inhibitor könnte den eigenkatalysierten Umwandlungsmechanismus zu Akrosin hemmen.
Funktionelle Enzymdefekte wurden immunhistochemisch nachgewiesen.
Molekulare Anomalien des Proakrosins.
In verschiedenen Ejakulaten kommt eine große Anzahl von Spermien ohne Akrosom vor.
Die Bestimmung der Gesamtaktivität des Akrosins in Spermienproben erweist sich als
sensitive biochemische Methode zur Abklärung klinisch ungeklärter Fälle von Infertilität.
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