März 2003 
 

Wachstumshormon plus Testosteron steigert bei gesunden älteren Männern die körperliche Leistungsfähigkeit


Ältere, organisch gesunde Männer klagen dennoch nicht selten über einen Mangel an Wohlgefühl, Antriebsschwäche, mangelnde Körperkraft und nachlassenden Sexualtrieb. Negativ macht sich häufig auch das Anhäufen viszeralen Fettgewebes bemerkbar. Je nach Ausmaß der körperlichen Leistungseinbußen ist die Freiheit, sich unabhängig bewegen zu können, mehr oder weniger stark eingeschränkt. Durch Gebrechlichkeit erhöht sich insbesondere das Risiko zu stürzen und einen folgenschweren Knochenbruch zu erleiden.

Wenn im Alter zahlreiche physische und psychische Körperfunktionen eingeschränkt sind, ist das auch auf ausbleibende anabole Stimuli durch Wachstumshormon (GH) und Testosteron zurückzuführen. In einer Reihe von Studien wurde an gesunden älteren Männern mit GH- und/oder Testosteron-Mangel die Effektivität einer Hormon-Ausgleichstherapie untersucht. Dabei ließen sich sowohl mit GH als auch mit Testosteron jeweils anabole Effekte nachweisen. Wenige Erkenntnisse liegen allerdings über eine kombinierte Behandlung mit beiden Hormonen vor.

Durch einen möglichen Synergismus von GH und Testosteron könnte bei Anhebung der Hormon-Spiegel in den unteren physiologischen Bereich maximale Effekte erzielt werden, ohne gravierende Nebenwirkungen befürchten zu müssen. Um diese Hypothese zu testen, wurden ältere Männer mit GH- und Testosteron-Mangel nacheinander mit rekombinantem humanen Wachstumshormon, mit transdermalem Testosteron und beidem behandelt, wobei die einmonatigen Therapiephasen jeweils drei Monate auseinander lagen (Brill et al., 2002).

Veränderung der muskulären Gen-Expression
Wie zu erwarten, wirkt sich GH positiv auf die Expression des IGF-I-Gens in der Muskulatur aus. Dieser Effekt wird in der Kombination mit Testosteron sogar noch deutlich gesteigert (Abb.). Eine erhöhte Expression des Gens für den Androgen-Rezeptor wurde nicht festgestellt.


Die Expression des Myostatin-Gens blieb statistisch unverändert. Eine Erhöhung der Myostatin-Konzentration tritt bei Muskelschwund auf, könnte aber auch Ausdruck einer gesteigerten Umsatzrate von Muskelproteinen sein.

Funktionelle Verbesserungen
Unter der Substitutionstherapie mit Testosteron und GH/Testosteron waren die Männer in der Lage, eine Strecke von 30 Metern in deutlich kürzerer Zeit zurückzulegen als vor der Behandlung bzw. mit GH allein. Auch beim Treppensteigen waren verbesserte Leistungen festzustellen.

Die Fähigkeit, mit geschlossenen Augen auf einem Bein zu balancieren, war unter der GH-Substitution am besten ausgeprägt.

Brill KT, Weltman AL, Gentili A, et al. 2002. Single and combined effects of growth hormone and testosterone administration on measures of body composition, physical performance, mood, sexual function, bone turnover, and muscle gene expression in healthy older men. J Clin Endocrinol Metab 87:5649-4657.

März 2003

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Autor: A. Heinicke