Mai 2007 
 
Ist das Alter des Mannes ein Risiko für das Zeugen von Nachwuchs?

  Immer mehr Männer gründen im höheren Alter eine (zweite) Familie. Damit stellt sich die Frage, ob die Wahrscheinlichkeit, über genetisch defekte Spermatozoen das Risiko für Keimbahnmutationen zu übertragen, mit dem Alter zunimmt. US-Autoren haben dazu Samenproben gesunder Männer verschiedener Altersklassen einer neuen Testmethode unterzogen und mit Ergebnissen des klassischen Spermiogramms verglichen (Schmid TE, et al. 2007):

  Samenzellen älterer Männer weisen vermehrt Mutationen auf, die mit Achondroplasie und Apert Syndrom assoziiert sind. Zusätzlich scheinen bestimmte Schäden in der Erbsubstanz (DNA) vorzuliegen, die sich mit der Comet-Analyse und dem Sperm Chromatin Structure Asay (SCSA) visualisieren lassen. Aneuploidien dagegen steigen mit dem Alter nicht an.

  Samenproben von 80 gesunden Nichtrauchern im Alter zwischen 22 und 80 Jahren ohne bekannte Fertilitätsprobleme wurden unter neutralen und alkalischen Bedingungen einer Elektrophorese unterzogen und das Ergebnis mit einem Computer-gestützten Bild-Analyseverfahren (Comet-Analyse) ausgewertet. Bei dieser Untersuchung werden unter alkalischen Bedingungen Alkali-labile DNA-Stellen und Einzelstrangbrüche visualisiert. Unter neutralen Bedingungen werden Doppelstrangbrüche der DNA registriert. Die Resultate dieser Untersuchung des Erbguts wurden dann verglichen mit den klassischen Spermaparametern aus den gleichen Proben.

Ergebnisse
Mit zunehmendem Alter der Männer stieg der Anteil der DNA, der unter alkalischen Bedingungen bei der Elektrophorese aus dem Kern auswanderte. Das deutet auf das vermehrte Vorliegen nicht Alkali-beständiger DNA-Stellen und von Einzelstrangbrüchen hin. Ferner ergab sich eine negative Korrelation mit Dichte, Gesamtzahl von Spermien und progressiv motilen Spermatozoen – nicht aber mit dem Prozentsatz motiler oder progressiv motiler Spermatozoen. Dagegen konnte keine Korrelation mit der DNA-Fragmentierung sowie dem Prozentsatz von Zellen mit unreifem Chromatin festgestellt werden.

Mehr als drei Tassen Kaffee – mehr Erbgutschäden
Unter neutralen Bedingungen wurden mit der Comet-Analyse keine altersabhängigen DNA-Schädigungen nachgewiesen. Allerdings zeigte sich ein Einfluss der Lebensgewohnheiten: Bei Männern, die täglich drei Tassen Kaffee oder mehr konsumierten, ließen sich signifikant häufiger DNA-Schäden in Form von DNA-Doppelstrangbrüchen objektivieren.

Ergebnisse mit einem neuen Spermien-Analyseverfahren legen eine altersabhängige Zunahme von Schäden in der Spermien-DNA nahe.
  Dies könnte zu Befruchtungsproblemen und – bedingt durch die chromosomalen Defekte – unerwünschten Folgen für die Schwangerschaft und das Kind führen. Auch Männer sollten deshalb die Familienplanung nicht auf "die lange Bank" schieben.

Schmid TE, Eskenazi B, Baumgartner A, et al. 2007. The effects of male age on sperm DNA damage in healthy non-smokers. Hum Reprod 22:180-187.
 

Mai 2007

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Autor: le