Mai 2003 
 

Testosteron-Gel: Lässt sich das Androgen durch Hautkontakt auf andere Personen übertragen?


Hypogonadalen Männern mit Symptomen eines Testosteronmangels steht jetzt auch in Deutschland Testosteron-Gel zur Verfügung, um den Testosteron-Spiegel wieder konstant in den physiologischen Bereich anzuheben. Diese anwenderfreundliche Präparation hilft Vorbehalte zu überwinden, die bislang gegenüber einer Androgen-Substitution bestehen. Allerdings möchte man sicher sein, dass über einen Hautkontakt nicht Frauen und Kinder "mit behandelt werden".

Dieser Aspekt der Sicherheit einer Applikation von Testosteron-Gel war Gegenstand einer Untersuchung, bei der ein sogar 2,5 %iges Testosteron-Gel getestet wurde. Das Verbleiben von Testosteron-Gel auf der Haut von Probanden wurde zeitabhängig untersucht. Zur Bestimmung, inwieweit sich Testosteron von einer Person auf eine andere übertragen lässt, stellten sich Männer zur Verfügung, deren endogene Testosteron-Produktion vorübergehend supprimiert worden war. Eine Androgenisierung anderer Personen ist nicht zu befürchten (Rolf et al. 2002):

Nach zehn Minuten ist die Aufnahme in die Haut praktisch abgeschlossen
Zehn Minuten nach der Applikation des Testosteron-Gels kann von der nicht gewaschenen Auftragstelle mit einem Alkohol-getränkten Wattebausch etwa 60 % des Wirkstoffs aufgenommen werden. Der Prozentsatz des auf der Haut verbliebenen Testosterons verändert sich über acht Stunden nur geringfügig (Abb.). Sehr viel weniger Testosteron lässt sich zurückgewinnen, wenn die Haut vor dem Abreiben mit Alkohol gewaschen wurde.

Von dem nach dem Einziehen auf der Haut verbliebenen Testosteron lassen sich ca. 3 % durch Hautkontakt übertragen. Es ist jedoch fraglich, ob dieses übertragene Testosteron die Haut permiieren kann.

Durch Hautkontakt übertragenes Testosteron erhöht den Serum-Testosteronspiegel nicht
Als "Empfänger" des Testosteron-Gels via Hautkontakt fungierten sicherheitshalber Männer, deren hypophysäre und gonadale Funktionen durch Injektion von 400 mg NETE unterdrückt waren. Durch diese Behandlung werden Schwankungen des Serum-Testosteronspiegels minimiert.

Eine Erhöhung der Serum-Testosteronkonzentration war bei den "Empfängern" nicht feststellbar, gleich ob sich die "Überträger" vor dem Hautkontakt gründlich gewaschen hatten oder nicht.

Alkohol oder vergleichbare Substanzen sind erforderlich, damit Testosteron in das Stratum corneum der Epidermis eindringen kann. Nachdem sich die Trägersubstanz verflüchtigt hat, kann überschüssiger, der Haut anhaftender Wirkstoff abgewaschen werden, da das Testosteron ohne den Vermittler Alkohol auf der Haut praktisch inert ist und somit auch für andere Personen kein Gesundheitsrisiko darstellt.

Rolf C, Knie U, Lemmnitz G, Nieschlag E. 2002. Interpersonal testosterone transfer after topical application of a newly developed testosterone gel preparation. Clin Endocrinol 56:637-641.

Mai 2003

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Autor: H. Schlenker
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