Einige Antihypertensiva sind mit einer erhöhten Prävalenz von Miktionsbeschwerden assoziiert. Frauen
und Männern wurden diesbezüglich unterschiedliche Risiken prognostiziert.
Verschiedene Blutdrucksenker wirken sich negativ auf BPH-bedingte Symptome des unteren Harntraktes (LUTS)
einschließlich Nykturie aus. Über geschechtsspezifische Effekte war bisher wenig bekannt. US-Kliniker untersuchten
deshalb in einer epidemiologischen Studie den Zusammenhang bei Männern und Frauen (Hall SA, 2012):
Miktionsstörungen steigen mit dem Alter an und sind zum Teil auch eine Nebenwirkung geriatrischer Medikamente.
Antidepressiva, Antipsychotika und Antihypertensiva können die Blasenfunktion negativ beeinflussen. Durch Umstellung
der Medikation lassen sich die Symptome häufig verbessern.
An der Studie beteiligten sich 1.865 Hypertoniker aus der Kohorte des Boston Area Community Health (BACH) Survey. Die Teilnehmer
dieses "Gesundheitschecks" sind Männer und Frauen aus der Region um Boston im Alter zwischen 30 und 79 Jahren.
Die urologischen Symptome (Blasenfüllung und -entleerung sowie Nykturie) wurden abgefragt nach dem Symptom-Index
der American Urological Association.
Assoziationen zwischen den unterschiedlichen Medikamentengruppen – ACE-Hemmer, Betablocker, Kalziumantangonisten sowie
Schleifendiuretika und Thiazide – wurden über multivariate Regression als Odds Ratio (OR) berechnet, wobei unbehandelte
Hochdruck-Patienten der Kohorte als Referenz dienten.
Bei Frauen war die Monotherapie mit Kalziumantagonisten mit einer erhöhten Prävalenz von Nykturie und Entleerungsstörungen
verknüpft (OR 2,65 bzw. 3,84). Diese Assoziation bestand nicht nur bei älteren, sondern auch bei Frauen im Alter von unter
55 Jahren.
Bei Männern aller Altersklassen ergab sich eine positive Korrelation für Thiazide und Entleerungsstörungen
(Monotherapie OR 2,9) und für Schleifendiuretika und Nykturie (Kombinationstherapie OR 2,55).
Die Analyse bestätigt die Hypothese, wonach bestimmte Klassen der Antihypertensiva bestehende Miktionsstörungen
verschlechtern können.
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Bei Verschlechterung oder einem Neuauftreten unter einem blutdrucksenkenden Medikament sollte deshalb die Therapie
überdacht und gegebenenfalls auf eine andere Substanzgruppe umgestellt werden.
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