Juni 2012 
 
Miktionsprobleme und Anwendung von Blutdrucksenkern:   Thiazide und Schleifendiuretika können LUTS verstärken

  Einige Antihypertensiva sind mit einer erhöhten Prävalenz von Miktionsbeschwerden assoziiert. Frauen und Männern wurden diesbezüglich unterschiedliche Risiken prognostiziert. Verschiedene Blutdrucksenker wirken sich negativ auf BPH-bedingte Symptome des unteren Harntraktes (LUTS) einschließlich Nykturie aus. Über geschechtsspezifische Effekte war bisher wenig bekannt. US-Kliniker untersuchten deshalb in einer epidemiologischen Studie den Zusammenhang bei Männern und Frauen (Hall SA, 2012):

  Miktionsstörungen steigen mit dem Alter an und sind zum Teil auch eine Nebenwirkung geriatrischer Medikamente. Antidepressiva, Antipsychotika und Antihypertensiva können die Blasenfunktion negativ beeinflussen. Durch Umstellung der Medikation lassen sich die Symptome häufig verbessern.

  An der Studie beteiligten sich 1.865 Hypertoniker aus der Kohorte des Boston Area Community Health (BACH) Survey. Die Teilnehmer dieses "Gesundheitschecks" sind Männer und Frauen aus der Region um Boston im Alter zwischen 30 und 79 Jahren.
      Die urologischen Symptome (Blasenfüllung und -entleerung sowie Nykturie) wurden abgefragt nach dem Symptom-Index der American Urological Association.
      Assoziationen zwischen den unterschiedlichen Medikamentengruppen – ACE-Hemmer, Betablocker, Kalziumantangonisten sowie Schleifendiuretika und Thiazide – wurden über multivariate Regression als Odds Ratio (OR) berechnet, wobei unbehandelte Hochdruck-Patienten der Kohorte als Referenz dienten.

  Bei Frauen war die Monotherapie mit Kalziumantagonisten mit einer erhöhten Prävalenz von Nykturie und Entleerungsstörungen verknüpft (OR 2,65 bzw. 3,84). Diese Assoziation bestand nicht nur bei älteren, sondern auch bei Frauen im Alter von unter 55 Jahren.
      Bei Männern aller Altersklassen ergab sich eine positive Korrelation für Thiazide und Entleerungsstörungen (Monotherapie OR 2,9) und für Schleifendiuretika und Nykturie (Kombinationstherapie OR 2,55).

Die Analyse bestätigt die Hypothese, wonach bestimmte Klassen der Antihypertensiva bestehende Miktionsstörungen verschlechtern können.
  Bei Verschlechterung oder einem Neuauftreten unter einem blutdrucksenkenden Medikament sollte deshalb die Therapie überdacht und gegebenenfalls auf eine andere Substanzgruppe umgestellt werden.

Hall SA, Chiu GR, Kaufman DW, et al. 2012. Commonly used antihypertensives and lower urinary tract symptoms: results from the Boston Area Community Health (BACH) Survey. BJU Int 109:1676-1684.
 

 Juni 2012

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