Bislang ist nicht bekannt, ob Krebs im Knabenalter und/oder die damit verbundenen Therapien mit späteren
Schäden an der Spermien-DNA im Zusammenhang stehen. Diesbezüglich wurde der DNA-Fragmentierungsindex (DFI) als
Indikator für intakte Spermien-DNA bei Männern nach Krebs im Kindesalter (CCS, childhood cancer survivors) mit
dem bei gesunden Kontrollen verglichen
(Romerius P, et al. 2010):
Strahlen- und Chemotherapien können die reproduktive Funktion dauerhaft schädigen. Das betrifft
unter anderem Spermatogenese, so dass Azoospermie oder Oligozoospermie resultieren. Darüber hinaus
wurden nach Strahlen- und Chemotherapien Anomalien der autosomalen und Geschlechtschromosomen in Spermien
beobachtet, von denen allerdings angenommen wird, dass sie nur vorübergehend auftreten.
Bei 99 Männern mit einer Krebserkrankung in der Kindheit und 193 gesunden Kontrollprobanden wurde die
Spermienkonzentration gemessen und mittels eines Chromatinstruktur-Assays der DFI bestimmt.
Childhood cancer survivors versus Kontrollen
Die Spermienkonzentration war in der CCS-Gruppe im Mittel um 14x106 Spermien/ml niedriger als in der
Kontrollgruppe (p=0,04).
Der DFI bei den CCS war durchschnittlich um 1,8% höher als bei den Kontrollen (p=0,051).
Nur operativ behandelte CCS ...
... hatten gegenüber den Kontrollen einen signifikant höheren DFI (p=0,044) bei gleichen Spermienkonzentrationen.
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DNA-Fragmentierungsindex (DFI) in Spermien bei Männern nach überstandener Krebserkrankung in der Kindheit
in Abhängigkeit von der erhaltenen Therapie. CT, Chemotherapie; ST, Strahlentherapie
(Romerius P, et al. 2010).
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Nur mit Strahlentherapie behandelte CCS ...
... hatten vergleichbar hohe Spermienkonzentrationen wie die Kontrollen, wiesen jedoch einen
signifikant höheren DFI auf (p=0,008). Es bestand aber keine statistisch signifikante Korrelation zwischen
der errechneten testikulären Strahlendosis und dem DFI.
Nur mit Chemotherapie behandelte CCS ...
... hatten gegenüber den Kontrollen signifikant niedrigere Spermienkonzentrationen (p=0,002).
Zwischen beiden Gruppen bestand aber kein Unterschied im DFI.
Mit Strahlen- und Chemotherapien behandelte CCS ...
... hatten deutlich erniedrigte Spermienkonzentrationen. Der DFI unterschied sich nicht signifikant von dem
in der Kontrollgruppe.
Die Spermien von Männern, bei denen in der Kindheit eine Krebstherapie durchgeführt worden ist, wiesen mit Ausnahme derer,
die nur eine Chemotherapie erhalten hatten, einen signifikant erhöhten DNA-Fragmentierungsindex auf.
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Bei vermehrten Schäden der Spermien-DNA kann die Fertilität der Männer beeinträchtigt sein und die Schädigungen
könnten gegebenenfalls an die Nachkommenschaft weitergegeben werden.
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