Aufgrund seiner Quinonstruktur, wie sie auch als funktionelle Einheit in verschiedenen
Chemotherapeutika vorhanden ist, kommt Vitamin K in der Prävention und in der Behandlung von
Krebserkrankungen eine Rolle zu. Aktuell wurde die Hypothese überprüft, wonach mit der Nahrung
aufgenommenes Vitamin K der Entwicklung von Prostatakrebs vorbeugen kann (Nimptsch K, et al. 2008):
Die fettlöslichen K-Vitamine (K = Koagulation) sind Kofaktoren bei der Vitamin-K-abhängigen
Carboxylierung spezifischer Glutamylreste, die zur Aktivierung bestimmter Proteine beiträgt.
In der Nahrung findet sich Vitamin K in zwei Formen:
Phylloquinone (Vitamin K1) kommen vorwiegend im grünen
Blattgemüse vor.
Menaquinone (Vitamin K2) sind in fermentierten Produkten
wie Käse und im Fleisch vorhanden.
Antitumor-Aktivität von Vitamin K (insbesondere von Phylloquinonen) wurde in verschiedenen Krebs-Zelllinien
(Leber, Lunge, Magen, Brust) nachgewiesen. Die Wachstumsrate von Prostatakrebs ließ sich mit Menadion, einem
synthetischen Vitamin K, sowohl in vitro als auch in vivo reduzieren.
Bei 11.319 männlichen Teilnehmern der Heidelberger Kohorte der European
Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC-Heidelberg) wurde der gewohnheitsmäßige Verzehr
Vitamin-K-haltiger Nahrungsmittel anhand eines Fragebogens ermittelt. Hieraus ließ sich die Aufnahme an
Phylloquinonen sowie die von Manaqinonen gesondert nach Molkerei- und Fleischprodukten errechnen.
Insbesondere weniger fortgeschrittene Prostatakarzinome bei reichlicher Menaquinon-Zufuhr
Während einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 8,6 Jahren traten 268 Fälle von Prostatakrebs auf –
hierunter 113 fortgeschrittene Prostatakarzinome.
Zwischen der Prostatakrebs-Inzidenz insgesamt und der Gesamtmenaquinon-Aufnahme bestand ein nicht signifikantes
umgekehrtes Verhältnis (multivariates relatives Risiko beim Vergleich der höchsten mit der untersten Quartile:
0,65; 95% CI 0,39-1,06). Dieser Zusammenhang war für fortgeschrittene Prostatakarzinome deutlich stärker
ausgeprägt (0,37; 95%CI 0,16-0,88). Menaquinone aus Molkereiprodukten hatten eine stärker ausgeprägte inverse
Beziehung zu fortgeschrittenen Prostatakarzinomen als Menaquinone aus Fleischprodukten.
Die Aufnahme von Phylloquinonen stand nicht im Zusammenhang mit dem Prostatakrebs-Risiko.
Insbesondere das in fermentierten Molkereiprodukten reichlich vorhandene Vitamin K2
ist mit einem verminderten Prostatakrebs-Risiko verbunden.
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Die Autoren weisen darauf hin, dass die deutlich erniedrigte Rate an fortgeschrittenen Prostatakarzinomen
bei reichlicher Zufuhr von Vitamin K weniger auf eine Rolle der Menaquinone bei der Entstehung von Tumoren als
vielmehr auf eine Rolle bei deren Progression hindeutet.
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