Juni 2006 
 

Werden hämodynamische Signale zur Erektionsauslösung bei Hyperglykämie unterdrückt?


Stickstoffmonoxid (NO) stimuliert die Relaxation der kavernösen glatten Muskelzellen und induziert somit die penile Erektion. Bei der Erektion bewirken die Scherkräfte des Blutes auf die Endothelzellen des Schwellkörpergefäßsystems, daß endotheliale NO-Synthase (eNOS) aktiviert wird und die NO-Produktion ansteigt. Dieser tierexperimentell erforschte Prozeß sollte in vitro mit menschlichen Endothelzellen aus dem Corpus caversosum nachvollzogen und zugleich Auswirkungen einer Hyperglykämie darauf untersucht werden (Wessels H, et al. 2006):

Zu den penilen Arterien und ins kavernöse Gewebe ziehen nitrerge Nervenfasern, von denen die Hauptmenge der bei der Erektion benötigten NO stammt. Durch die zunächst neurogen hervorgerufene Erhöhung des Blutflusses kommt es zu Stimulation der eNOS in den Endothelzellen. Deren NO-Produktion bewirkt eine Erschlaffung der sinusoidalen glatten Muskelzellen.

Menschliches Schwellkörpergewebe stammte von zwei Patienten (keine Diabetiker), die sich ein Penisimplantat einsetzen ließen. Daraus isolierte und in Kultur gebrachte Endothelzellen wurden in Gegenwart oder Abwesenheit von Glukose (30 mMol) Flüssigkeitsscherkräften ausgesetzt. Analysiert wurden die Menge exprimierter eNOS, die eNOS-Aktivität und indirekt NO.

Glukose supprimiert in kavernösen Endothelzellen die Expression von eNOS
Unter der Einwirkung von Scherkräften auf kavernöse Endothelzellen kommt es zur Erhöhung der eNOS-Aktivität, so daß vermehrt NO produziert wird. In Anwesenheit von Glukose (30 mMol) bleib der Effekt hingegen weitgehend aus (Abb.).

Die Messung der eNOS-Aktivität (phosphoryliertes eNOS/Gesamt-eNOS) zeigt, daß durch Glukose nicht die Aktivierung der eNOS supprimiert wird, sondern in Gegenwart von Glukose eNOS in geringerem Umfang exprimiert wird.

Glukose supprimiert die durch die Scherkräfte des Blutes in den kavernösen Endothelzellen induzierte Stickstoffmonoxid (NO)-Produktion.

  Die sehr häufig bei (schlecht eingestellten) Diabetikern hinzukommenden Erektionsstörungen hängen wahrscheinlich auch damit zusammen, daß hämodynamische Effekte bei zu hohem Blutzucker nur unzureichend erektionsauslösende Impulse hervorrufen
 

Wessels H, Teal ZH, Engel K, et al. 2006. Fluid shear stress-induced nitric oxide production in human cavernosal endothelial cells: inhibition by hyperglycaemia. BJU Int 97:1057-1053.
 

Juni 2006

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Autor: JF Schindler