Mangelnde Kontrolle über den ejakulatorischen Reflex ist die vorherrschende
Sexualstörung bei Männern. Vielfach wird davon ausgegangen, dass eine
penile Hypersensitivität es dem Patienten schon bei minimaler sexueller Stimulation
unmöglich macht, die Ejakulation weiter hinauszuzögern.
Therapiekonzepte bei Ejaculatio praecox sehen vor, den Ejakulationsreflex
durch Herabsetzen der penilen Sensitivität zu supprimieren, um hierdurch den Zeitpunkt
des Orgasmus willentlich kontrollieren zu können. In einer klinischen Prüfung wurde
daher unter Plazebo-Kontrolle eine anästhetisch wirkende Creme getestet, die Männer
mit vorzeitigem Samenerguss tatsächlich einen verlängerten Geschlechtverkehr ermöglicht
(Busato W, Galindo CC. 2004):
Die Zeit bis zum Orgasmus verlängert sich signifikant
Alle Teilnehmer der Studie hatten die Diagnose Ejaculatio praecox. Sie wurden instruiert,
möglichst 10 bis 20 Minuten vor jedem Geschlechtsverkehr eine Creme (Lidocain-Prilocain bzw.
Plazebo) auf den Penis aufzutragen und ein Kondom überzuziehen. Die Männer konnten die
Creme vor dem Geschlechtsverkehr abwaschen oder das Kondom überbehalten.
Von ursprünglich 42 Teilnehmern beendeten 29 die Studie. Als wesentlichstes Ergebnis der
Prozedur verlängerte sich bei den Männern in der Verum-Gruppe die intravaginale Latenzzeit
bis zur Ejakulation ganz erheblich (von 1,49 Min auf 8,45 Min) und blieb bei den Männern der
Plazebo-Gruppe nahezu unverändert. Bei zwei Patienten verschlechterte sich allerdings
die Ejaculatio praecox trotz Anästhetika-Anwendung.
Penile Hypersensitivität trägt wahrscheinlich entscheidend
zur Ejaculatio praecox bei
Die Ergebnisse dieser Studie stützen eindeutig die Hypothese, dass eine Hypersensitivität
des Penis zumindest eine Ursache für die Ejaculatio praecox ist. Ferner zeigt sich, dass
die Desensibilisierung des Penis eine Möglichkeit zur Behandlung dieser Sexualstörung ist.
Andererseits stellt sich bei der Anwendung eines topischen Anästhetikums vor dem
Geschlechtsverkehr die Frage nach der Praktikabilität dieser Methode. Zweifel daran
kommen schon angesichts der geringen Compliance selbst unter Studienbedingungen auf.
Ein Großteil der Probanden stieg vorzeitig aus. Nur bei einem sehr hohen Leidensdruck
scheint die beschriebene Prozedur für Männer bzw. ihre Partnerinnen ein gangbarer Weg
zu sein.
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