Neueren Untersuchungen zufolge kommt es bei bis zu 10 % aller Männer über 40
Jahre während des Schlafens wiederholt zum Verschluss der oberen Atemwege, sodass
die Atemtätigkeit vorübergehend unterbrochen ist. Das damit verbundene obstruktive
Schlafapnoe-Syndrom ist mit einer Reihe klinisch relevanter Komplikationen
behaftet. Insbesondere wurden die Schläfrigkeit tagsüber sowie erhöhte Risiken für
ischämische Herzerkrankungen und Insulte wiederholt dokumentiert.
Bislang existieren zum Teil widersprüchliche Befunde darüber, ob bzw. inwieweit
sich eine obstruktive Schlafapnoe auf die erektile Funktion auswirkt. Der Hypothese
nachgehend, dass der Schweregrad einer Schlafapnoe als Prädiktor für eine erektile
Dysfunktion herangezogen werden könnte, wurden 209 Patienten nach Erektionsstörungen
befragt und in einem Schlaflabor polysomnographisch untersucht
(Margel D, et al. 2004):
Bei schwergradiger Schlafapnoe besteht vermehrt auch eine erektile Dysfunktion
Die Patienten beantworteten Fragen aus dem International Index of Erectile
Function (IIEF) nach:
der Zufriedenheit mit dem Sexualleben,
der Rigidität der Erektionen während des Geschlechtsverkehrs und
den Erektionen beim Aufwachen.
Im Vergleich zu den nicht-apnoischen Kontrollen war bei Männern mit allen
Schweregraden eines obstruktiven Schlafapnoe-Syndroms die erektile
Funktion beeinträchtigt. Signifikanz erreichte dieser Befund allerdings nur
in der Gruppe von Patienten mit einem schwergradigen obstruktiven
Schlafapnoe-Syndrom. In dieser Gruppe wurden Männer mit einem Atemstörungsindex
(Anzahl der Apnoe-Episoden
geteilt durch die Schlafenszeit) von mehr als 40 zusammengefasst. Bei diese Männern
bestanden auch die größten Defzite bezüglich der morgendlichen Erektionen.
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Abb.: Die Polysomnographie wird bei Verdacht auf eine obstruktive Störung
der Atemtätigkeit während des Schlafens durchgeführt. Elektrophysiologische
Ableitungen wie die Elektromyographie (EMG), die Elekroenzephalographie (EEG),
die Elektrookulographie (EOG) und die Elektrokardiographie (EKG) liefern unter
anderem Daten über rhythmische Beinbewegungen, die Herzaktivität und die Schlaftiefe.
Simultan werden der nasale Atemfluss, die thorakalen und abdominalen Atemexkursionen,
die Schnarchgeräusche und der Sauerstoffgehalt des Blutes gemessen. |
Anhand schrittweiser Regressionsanalysen ließ sich ermitteln, dass das Alter,
die Unausgeschlafenheit am Morgen und der Atemstörungsindex als Prädiktoren
für eine erektile Dysfunktion bei
Patienten mit obstruktivem Schlafapnoe-Syndrom herangezogen werden können.
Organische und psychologische Störungen als Ursache
einer Apnoe-bedingten erektilen Dysfunktion?
Bei Männern mit einem obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom weisen verschiedene Faktoren
auf das Vorliegen einer erektilen Dysfunktion hin. Prädiktiven Charakter haben
hiervon insbesondere die morgendliche Unausgeschlafenheit, fortgeschrittenes Alter
und ein hoher Atemstörungsindex.
Als organische Ursachen einer erektilen Dysfunktion bei Männern mit einem
obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom werden
Hypoxie-bedingte nervale Schädigungen,
Anomalien der Blutgefäße infolge eines erhöhten nächtlichen Blutdrucks
und eines erhöhten Sympatikotonus sowie
erniedrigte Androgen-Spiegel
vermutet.
Hinzu kommen mögliche psychologische Ursachen wie die Schläfrigkeit am Tage
und die vielfach beobachtete Deprimiertheit der Patienten.
Als aussagekräftigster anamnestischer Prädiktor einer organisch bedingten erektilen
Dysfunktion gilt eine verringerte Häufigkeit der Erektionen beim Erwachen. Da normalerweise
während aller REM-Schlafperioden Erektionen auftreten und die meisten REM-Perioden in
die frühen Morgenstunden fallen, erwachen Männer häufig mit einer Erektion. Bereits bei
früheren Untersuchungen war ermittelt worden, dass bis zu zwei Dritteln aller Männer
mit einem obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom die nächtlichen Tumeszenzen in
verringertem Umfang auftreten.
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