Juli 2007 
 
Körperliche Aktivität und Mortalitätsrisiko – welche Rolle spielt die Genetik?

  Wegen ihrer positiven Wirkung auf die Gesundheit – speziell die kardiovaskuläre – und die Lebenserwartung wird körperliche Bewegung allgemein empfohlen. Unklar ist, ob hierbei die genetische Veranlagung eine Rolle spielt. Daher wurde der Einfluss der Gene auf die Beziehung von körperlicher Aktivität und Sterblichkeit mit Daten des Schwedischen Zwillingsregisters neu untersucht (Carlsson S, et al. 2007):

 Nach den Ergebnissen einer finnischen Zwillingsstudie spielt die genetische Veranlagung für den Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Mortalitätsrisiko eine Rolle (Kujala UM, et al. 2002).
Auch in mehreren anderen Untersuchungen wurde gefunden, dass die Disposition für Krankheiten und die Lebensdauer erblich bedingt sind.

 Alle gleichgeschlechtlichen Zwillinge, die zwischen 1926 und 1958 geboren sind und 1970 in Schweden gelebt haben, erhielten per Post einen Fragebogen. Für die Untersuchung wurden 13.109 Zwillingspaare ausgewählt, die vollständig Auskunft geben konnten über Fakten, die ihren Lebensstil betreffen wie ihre körperlichen Aktivitäten, ihre Rauchgewohnheiten und ob sie ein mono- oder dizygotisches Erbmuster haben.
Insgesamt waren 5.240 Zwillinge in der Studie eineiig und 7869 zweieiig. Ihre körperliche Aktivität wurde in die Kategorien wenig, mäßig und hoch eingeteilt.

Positiver Einfluss körperlicher Aktivität auf Mortalitätsrisiko beruht nicht auf genetischer Selektion
Im Untersuchungszeitraum, der 690.355 Menschenjahren entsprach, traten 1.800 Todesfälle auf. Bei 683 waren Herz-Kreislauf-Krankheiten beteiligt.

Das relative Risiko der Gesamtsterblichkeit verringerte sich bei Männern mit hoher körperlicher Aktivität um 36 % gegenüber solchen mit geringer Aktivität, bei Frauen um 25 %. Noch ausgeprägter verringerte sich das Risiko für die kardiovaskuläre Mortalität. Bei körperlich sehr aktiven Männern nahm es um 45 % ab und bei Frauen um 66 %.

In der Subgruppe der eineiigen Zwillinge mit unterschiedlichen Bewegungsgewohnheiten war bei den Aktiveren das Mortalitätsrisiko insgesamt um 20 %, das Risiko für einen kardiovaskulären Tod um 32 % geringer. Bei den zweieiigen Zwillingen war der Unterschied weniger stark ausgeprägt.

Die Ergebnisse der Zwillingsstudie bestätigen den positiven Einfluss körperlicher Aktivität auf das Mortalitätsrisiko, und schließen zugleich genetische Selektion als Grund für den Zusammenhang aus.
  Differierende Daten aus der finnischen und schwedischen Studie lassen sich möglicherweise darauf zurückführen, dass die Anzahl eineiiger Zwillingspaare mit unterschiedlichen sportlichen Gewohnheiten in der finnischen Untersuchung sehr klein war. Die aktuellen Ergebnisse unterstreichen den gesundheitlichen Wert körperlicher Aktivität für jeden Mann und jede Frau.

Carlsson S, Andersson T, Lichtenstein P, et al. 2007. Physical activity and mortality: is the association explained by genetic selection? Am J Epidemiol doi:10.1093/aje/kwm132
Kujala UM, Kaprio J, Sarna S, et al. 2002. Modofiable risk factors as predictors of all-cause mortality: the role of genetics and childhood environment. Am J Epidemiol 156:985-993.

Juli 2007

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Autor: lm