Einbußen der physischen Gesundheit im Alter machen sich in erster Linie bei Mobilität,
Kraft, Ausdauer und Koordinationavermögen bemerkbar. Hierfür wird häufig die Abnahme der fettfreien
Körpermasse im Alter verantwortlich gemacht. Diese Veränderung der Körperzusammensetzung steht in
Verbindung mit einer reduzierten Androgenität. Da bislang aber wenig über quantitative Zusammenhänge
zwischen den altersabhängigen hormonellen Veränderungen und dem Nachlassen der körperlichen
Leistungsfähigkeit bekannt ist, wurden die Ergebnisse eines physischen Leistungstests in Abhängigkeit
von Spiegel an Gesamt- und bioverfügbarem Testosteron sowie der Nebennierenrindenhormone
Dehydroepiandrosteron (DHEA) und DHEA-Sulfat in einem großen Kollektiv älterer
Männer untersucht (O´Donnell AB, et al. 2006):
Unter einer Testosteron-Substitution kann sich bei hypogonadalen Männern die Muskelmasse erhöhen
und die Muskelkraft zunehmen. Andereseits gibt es auch Untersuchungsergebnisse, wonach sich bei
älteren Männern durch Testosteronzufuhr zwar die Muskelmasse, nicht aber die Muskelkraft signifikant
erhöht
Im Rahmen der Massachusetts Male Aging Study standen von 684 Teilnehmern sowohl ein kompletter
Hormonstatus als auch die Ergebnisse eines 7-Punkte-Tests der körperlichen Leistungsfähigkeit
sowie Messungen der Griffstärke und das Ergebnis des Five-Chair-Stand-Tests zur Verfügung.
Unterhalb bestimmter Schwellenwerte korrelieren Hormonspiegel und körperliche Fitness
Sowohl Gesamttestosteron (Abb.) als auch bioverfügbares Testosteron wiesen jeweils unterhalb spezifischer
Schwellenwerte eine signifikante, altersadaptierte Korrelation mit dem Ergebnis des 7-Punkte-Leistungstests
der körperlichen Verfassung auf. Keine signifikante Korrelationen ergaben sich hingegen mit der Griffstärke
und dem Ergebnis des Five-Chair-Stand-Tests.
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Abb. 1: Prophezeites Abschneiden 68jähriger Männer bei einem 7-Punkte-Leistungstest der körperlichen Verfassung
(0 bis 28 Punkte) in Abhängigkeit vom Gesamttestosteronspiegel (nach O´Donnell AB, et al. 2006).
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Ähnliche Abhängigkeiten zeigten sich auch für die Nebennierenrinden-Steroide DHEA und DHEA-S.
Zudem bestand zwischen DHEA-S und dem Ergebnis im Five-Chair-Stand-Test ein positiver Zusammenhang.
Die physische Leistungsfähigkeit älterer Männer nimmt mit steigendem Gesamt- und bioverfügbarem
Testosteronspiegel nur bis zum Erreichen jeweiliger Schwellenwerte zu.
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Die allgemeine körperliche Leistungsfähigkeit, bei der der Zeitfaktor eine wesentliche Rolle spielt, ist
im infraphysiologischen und niedrigem physiologischen Bereich eindeutig androgenabhängig. Für
die schiere Muskelkraft trifft das offensichtlich nur eingeschränkt zu. Da ab einem bestimmten Schwellenwert
der Hormonspiegel keine weitere Steigerung der körperlichen Fitness erwartet werden kann, ist eine Zufuhr von
Testosteron bei Männern mit adäquat hohem Testosteronspiegel nicht indiziert.
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