Juli 2003 
 

Chlamydia trachomatis tötet Spermatozoen


Chlamydia trachomatis infiziert sowohl Frauen als auch Männer. Die beim Sexualverkehr übertragenen Bakterien durchlaufen einen Entwicklungszyklus, der zwischen einer intra- und einer extrazellulären Form (Retikular- bzw. Elementarkörperchen) hin und her wechselt. Die Elementarkörperchen wirken im männlichen Genitaltrakt spermizid und können auf diese Weise die Fertilität beeinträchtigen.

Samenproben, die nach WHO-Kriterien normozoospermatozoisch waren, wurden mit Elementarkörperchen und daraus extrahierten Lipopolysacchariden (Endotoxine) inkubiert. Mit Hilfe von Computer unterstützter Analyse wurde die Motilität der Spermatozoen und anhand des hyperosmotischen Schwelltests die die Überlebensrate bestimmt (Hosseinzadeh et al. 2003).

Insbesondere Elementarkörperchen von C. trachomatis Serovar E wirken spermizid
Der Kontakt mit Elementarkörperchen führt bei Spermatozoen zu verringerter Motilität und ein Teil von ihnen stirbt ab. Dieser Effekt ist mit Elementarkörperchen von C. trachomatis Serovar E deutlich stärker ausgeprägt als mit denen des Serovars LGV.

Die Motilität der Spermien verringert sich weniger stark, wenn statt der Elementarkörperchen daraus isolierte Lipopolysaccharide eingesetzt werden. Um die gleiche spermizide Wirkung mit Lipopolysacchariden von Escherichia coli zu erzielen, benötigt man die 500-fache Substanzmenge.

Dass die chlamydialen Lipopolysaccharide spermizid wirken, lässt sich durch Zugabe von Polymyxin B, das Lipopolysaccharid-Effekte neutralisiert, eindeutig nachweisen.

Spermizide Wirkung wird insbesondere durch Lipopolysaccharide verursacht
Die stärker spermizide Aktivität von Serovar E gegenüber Serovar LGV steht im krassen Gegensatz zur höheren Virulenz von Serovar LGV gegenüber Serovar E. Hieraus resultieren insgesamt erhöhte Risiken für die reproduktive Gesundheit. Denn anders als Serovar LGV, das hauptsächlich in den Tropen als Verursacher lymphatischer Erkrankungen vorkommt, ist Serovar E das weltweit am weitesten verbreitete Serovar, das den Genitaltrakt infiziert.

Die Erkenntnis, dass Lipopolysaccharide Spermien abtöten, ist nicht neu. Allerdings überrascht es, dass Lipopolysaccharide von C. trachomatis Serovar E bis zu 500-mal wirksamer sind als Lipopolysaccharide von E. coli. Die hohe spermizide Aktivität der Elementarkörperchen von C. trachomatis Serovar E lässt vermuten, dass die Zellwand dieses Bakteriums neben Lipopolysacchariden weitere Moleküle enthält, die den Tod von Spermatozoen mit verursachen.

 

Hosseinzadeh S, Pacey AA, Eley A. 2003. Chlamydia trachomatis-induced death of human spermatozoa is caused primarily by lipopolysaccharide. J Med Microbiol 52:193-200.

Juli 2003

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Autor: JF Schindler