Chlamydia trachomatis verursacht die meisten der auf einen Sexualkontakt
zurückzuführenden bakteriellen Infektionen. Es ist aber nicht bekannt, ob bzw.
inwieweit eine solche Infektion die reproduktive Gesundheit des Mannes
beeinträchtigt. Allerdings weiß man, dass die Elementarkörperchen von Chlamydien
dazu in der Lage sind, Spermatozoen in vitro abzutöten
(Hosseinzadeh S, 2003).
Bisherige Untersuchungen zur Samenqualität bei Chlamydien-Infektionen erbrachten
widersprüchliche Ergebnisse. Dies ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass
der Nachweis einer Chlamydien-Infektion mittels Kultur- und serologischer
Methoden nicht unproblematisch ist. Um dieser Schwierigkeit aus dem Wege zu gehen,
hat man in einer erneuten Studie Methoden zur Amplifikation der DNA von C.
trachomatis angewandt (Hosseinzadeh S, et al. 2004):
Asthenoazoospermie bei Chlamydien-Infektion nicht
häufiger diagnostiziert
Mittels PCR (polymerase chain reaction) wurde in 31 von 642 Ejakulaten Chlamydien-DNA
nachgewiesen. Die Chlamydien-positiven Proben unterschieden sich durch ein
größeres Volumen und eine höhere Konzentration an Leukozyten von den
Chlamydien-freien Proben. Alle anderen Parameter wie insbesondere auch der
Anteil motiler Spermien wiesen zwischen den positiv und negativ getesteten
Ejakulaten keine statistisch signifikanten Unterschiede auf.
|
Vermehrungszyklus der Chlamydien: Infektiöse Elementarkörperchen werden
durch Endozytose von Zellen aufgenommen. Innerhalb der Wirtszelle bilden sich
Einschlusskörper, die bei C. trachomatis zu einer gemeinsamen Vakuole
konfluieren. Die Elementarkörperchen wandeln sich in die größeren, teilungsfähigen
Retikularkörper um. Nach mehreren Teilungsschritten der Retikularkörper bilden
sich diese wieder zu Elementarkörperchen um. Durch Platzen der Wirtszelle werden die
infektiösen Elementarkörperchen freigesetzt und können weitere Zellen infizieren.
|
Von 31 Chlamydien-infizierten Fällen wurde in 11 Ejakulaten eine Asthenoazoospermie
diagnostiziert (34,4 %), während dies nur in 157 der 569 Chlamydien-freien
Ejakulate der Fall war. Dieser Unterschied erwies sich als statistisch nicht
signifikant.
Infektionsherde wahrscheinlich außerhalb
der Hoden und Nebenhoden
Angesichts der spermiziden Wirkung der chlamydialen Elementarkörperchen
bei In-vitro-Experimenten wäre eigentlich zu erwarten gewesen, dass in den
Ejakulaten infizierter Männer ein geringerer Anteil motiler Spermien
vorzufinden sei. Dass dem jedoch nicht so ist, deutet auf Infektionsherde
in der Urethra und den akzessorischen Drüsen hin. In solchen Fällen kommen
die Spermien erst zum Zeitpunkt der Ejakulation mit den Elementarkörperchen
in Kontakt. Da die Sperma-Analysen unverzüglich vorgenommen werden, bleibt
den Elementarkörperchen zu wenig Zeit, um die Spermien abzutöten. Diese
Zeit bliebe ihnen aber unter Umständen während des Aufstiegs im weiblichen
Genitaltrakt.
|