In einem Feldexperiment mit Skatebordern sollte demonstriert werden, dass junge Männer in Gegenwart
einer attraktiven Frau bereit sind, bei der Vorführung ihres Könnens vermehrt Risiken einzugehen
(Ronay R, von Hippel W, 2010):
Das Feldexperiment fand in einem Skateboard-Park in Brisbane (Australien) statt. Junge Männer im Alter von 18 bis 35 Jahren wurden
gebeten, ihre Tricks für Videoaufnahmen vorzuführen. Jeder Skateboarder sollte zunächst einen Trick zehnmal vorführen, den er mühelos beherrscht,
und anschließend zehnmal einen Trick, den er gerade einübt, und der in etwa der Hälfte der Fälle noch fehlschlägt. Die Videoaufnahme machte
ein Mann. Nach kurzer Pause wurde die Sequenz wiederholt. Doch dieses Mal nahm bei 53 Akteuren eine sehr attraktive Frau die Szene mit der
Videokamera auf.
Im Anschluss an die Aufnahmen wurden von den Teilnehmern Speichelproben für Testosteron-bestimmungen gesammelt.
Um zu testen, inwieweit der ventromediale präfrontale Kortex (VMPTC), der eine Rolle bei der Verarbeitung von Belohnung und Bestrafung hat,
die für Entscheidungen in Risikosituationen entscheidend sind, im Zusammenhang mit einer erhöhten Risikobereitschaft steht, wurden den
Probanden "Reversal-Learning"-Aufgaben gestellt. Aus Magnetresonanzstudien ist bekannt, dass solche Aufgaben im VMPFC verarbeitet werden.
Entsprechend den Erwartungen gingen die jungen Skateboarder in Gegenwart der jungen attraktiven Frau ein größeres Risiko
bei ihrer Vorführung ihres schwierigen Tricks ein. Das zeigt sich in der geringeren Anzahl abgebrochener Versuche, und führte einerseits zu
einer höheren Zahl von Bruchlandungen aber andererseits auch zu einem höheren Anteil erfolgreicher Versuche (Abb.).
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Abschneiden bei der Vorführung schwieriger Skateboard-Tricks je nachdem ob ein Mann oder eine attraktive Frau die
Videoaufnahme bediente. Bei den ersten 10 Versuchen machte immer ein männlicher Experimentator die Aufnahme, während bei
den zweiten 10 Versuchen in 43 Fällen wiederum der männliche Experimentator und in 53 Fällen eine junge attraktive Frau
die Aufnahme machte
(Ronay R, von Hippel W, 2010).
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Nach der Vorführung des riskanten Tricks vor der attraktiven Frau war der Testosteronspiegel im Speichel der jungen
Männer höher als nach der Vorführung vor dem männlichen Experimentator. Interessanterweise korrelierte die
Erhöhung des Testosteronspiegels teilweise mit der verringerten Wahrscheinlichkeit, einen Versuch vor der jungen Frau
abzubrechen. Die Analysen zeigen ferner, dass die höhere Risikobereitschaft bei der Vorführung vor der Frau teilweise
durch den erhöhten Testosteronspiegel erklärt werden kann.
Die Skateboarder schnitten beim "Reversal-Learning" erwartungsgemäß besser ab, wenn sie ihre Vorführung vor einem
männlichen Kameramann machten.
In Gegenwart einer attraktiven Frau erhöhte sich die Risikobereitschaft junger Skateboarder, gewagte Sprünge auszuführen,
und ihr Testosteronspiegel im Speichel stieg signifikant an.
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Die Bereitschaft physische Risiken einzugehen, gehört offenbar zu den Strategien der sexuellen Zurschaustellung bei Männern.
Zudem legen die Ergebnisse des Feldexperiments die Beteiligung hormoneller Mechanismen an dieser Verhaltensweise nahe.
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