Februar 2006 
 

Plasma-Adiponektinspiegel als Prädiktor des Risikos für kolorektalen Krebs?


Adipositas und Hyperinsulinämie spielen in der Ätiologie des kolorektalen Krebses eine Rolle. Zugleich stehen starkes Übergewicht und Insulinresistenz im Zusammenhang mit einem niedrigen Adiponektinspiegel im Serum. Daher sollte untersucht werden, ob nicht auch eine Verbindung von Adiponektin und kolorektaler Karzinogenese besteht (Wei EK, et al. 2005):

Adiponektin wird in den Fettzellen gebildet und reguliert zusammen mit Leptin, Ghrelin, Insulin sowie anderen Hormonen das Hungergefühl und steuert die Nahrungsaufnahme. Zudem verstärkt es die Wirkungen des Insulins im Fettgewebe. Eine niedrige Konzentration von Adiponektin im Serum stellt einen unabhängigen Risikofaktor für die Entwicklung eines Diabetes mellitus vom Typ 2 dar. Ferner besitzt Adiponektin anti-inflammatorische Eigenschaften.

Die Studie wurde mit Teilnehmern der laufenden Health Professionals Follow-up Study durchgeführt, an der 21.529 Männer im Alter von 40-75 Jahren aus medizinischen Berufen beteiligt waren. Bei 179 Männern, von denen aus den Jahren 1993-1995 eine Blutprobe vorlag, wurde bis Ende Januar 2002 ein kolorektales Karzinom diagnostiziert. Jedem Krebskranken wurden zwei entsprechende nicht krebskranke Kontrollpersonen zugeordnet.
Anhand der Adiponektinspiegel der Männer in der Kontrollgruppe wurde eine Einteilung in Quintile vorgenommen.

Bei niedrigem Adiponektinspiegel ist das Risiko für kolorektalen Krebs erhöht
Der mittlere Adiponektinspiegel lag in den Blutproben, deren Entnahme bis zu acht Jahre zurücklag, bei Patienten mit kolorektalem Krebs signifikant niedriger als bei den Kontrollpersonen. Allerdings ergab sich keine lineare Beziehung (Tabelle).

Quintile
1 2 3 4 5
Plasma-Adiponektin-
spiegel (µg/ml)
1,36 – 6,18 6,19 – 7,44 7,45 – 8,48 8,49 – 9,44 9,45 – 12,5
Anzahl Kontroll-
probanden
71 71 71 71 71
Anzahl Patienten mit
kolorektalem Krebs
54 30 33 37 25

Bereits bei den Männern mit einem Adiponektin-Spiegel in der zweiten Quintile war das Risiko kolorektalen Krebs zu entwickeln nicht größer als in der Kontrollgruppe. Nur die Männer in der 5. Quintile profitieren von ihrem sehr hohem Adiponektinspiegel in Form eines deutlich reduzierten Krebsrisikos.

Das Risiko der Entwicklung eines kolorektalen Krebses ist bei Männern mit einem sehr niedrigen Plasma-Adiponektinspiegel signifikant erhöht.
 

Wei EK, Giovannucci E, Fuchs CS, et al. 2005. Low plasma adiponectin levels and risk of colorectal cancer in men: a prospective study. J Natl Cancer Inst 97:1688-1694.
 

Februar 2006

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Autor: JF Schindler