Darüber, welche Patienten von der Varikozelenligatur profitieren, herrschen
unterschiedliche Ansichten. Es ist auch nicht ganz klar, an welcher Stelle solche Interventionen
in das Behandlungsparadigma infertiler Paare einzubeziehen sind. Um das besser zu verstehen,
sollten in einer Analyse präoperative Parameter identifiziert werden, die als Prädiktoren
der Verbesserung postoperativer Samenparameter und des Reproduktionserfolgs nach
Varikozelektomie dienen können
(Baker K, et al. 2013):
Mehrfach wurde in Metaanalysen die Korrelation zwischen Varikozelenligatur
und verbesserten Samenparametern wie auch Schwangerschaftsraten bestätigt.
In die retrospektive Studie wurden Männer einbezogen, die sich aufgrund von Infertilität
in der Zeit von Oktober 2008 bis Oktober 2011 einer subinguinalen mikrochirurgischen
Varikozelektomie unterzogen hatte. Für die Analyse wurden die klinischen Daten den
reproduktiven Ergebnissen gegenübergestellt.
In 64 Fällen lag eine linksseitige und in 19 Fällen eine beidseitige Varikozele vor. Nach
der Varikozelektomie wurden Verbesserungen der Spermienkonzentration, der Zahl motiler
Spermien und des DNA-Fragmentierungsindex ermittelt: Bei Patienten mit präoperativer
Oligospermie erhöhte sich die Spermienkonzentration um 5,2 Mio/ml und bei
Patienten mit Asthenospermie nahm der Anteil motiler Spermien um 18,4% zu. Der DNA-Fragmentierungsindex
verringerte sich von 40,8% auf 24,4%. Varikozelen vom Grad 3 standen im Zusammenhang
mit einer stärker ausgeprägten Erhöhung der Spermienkonzentration und des Anteils motiler
Spermien als bei Grad 1 und 2. Für den Fragmentierungsindex wurde das nicht beobachtet.
Letzterer erniedrigte sich am deutlichsten, wenn er präoperativ überdurchschnittlich hoch war.
Von 68 Paaren, die nach der Varikozelenreparatur versucht hatten, eine Schwangerschaft auszulösen,
lagen Informationen hierüber vor. In 35 Fällen war eine Schwangerschaft eingetreten. Siebzehn Paare
erreichten das spontan, 3 durch Insemination und 15 durch In-vitro-Fertilisation (IVF)/intrazytoplasmatische
Spermiuminjektion (ICSI). Die Frauen mit erreichter Schwangerschaft waren jünger als die
Frauen ohne Schwangerschaft (30,4 Jahre versus 32,8 Jahre; p=0,02). Bei Erreichen einer
Schwangerschaft ohne IVF/ICSI wurde ein höherer DNA-Fragmentierungsindex registriert als
bei spontan eingetretener Schwangerschaft.
Varikozelenligatur verbessert mehrere Samenparameter, doch nur Spermienmotilität
stand mit einer Schwangerschaftsauslösung – gleich auf welche Weise – im Zusammenhang.
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Bemerkenswerterweise lag der Fragmentierungsindex bei den Paaren mit spontaner Konzeption
über 30% und damit deutlich höher als bei den Paaren die eine IVF/ICSI vornehmen ließen.
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