Dezember 2011 
 
Verbindung zwischen LUTS und kardiovaskulärem Risiko?

  Die enge Verbindung von Symptomen des unteren Harntrakts (LUTS) und erektiler Dysfunktion (ED) ist epidemiologisch gut belegt, und es wird von einer Reihe gemeinsamer pathophysiologischer Mechanismen ausgegangen. Da ED aber auch mit kardiovaskulären Krankheiten eng assoziiert ist, wurde die Möglichkeit untersucht, dass zwischen kardiovaskulären Krankheiten und LUTS ebenfalls ein Zusammenhang besteht (Wehrberger C, et al. 2011):

  Es mehren sich Indizien für eine Rolle vaskulärer Risikofaktoren in der Pathogenese von LUTS. Untersucht sind Verbindungen zwischen LUTS und Adipositas, arterieller Hypertonie, Hyperlipidämie, Diabetes mellitus und Nikotinabusus.

  Im Rahmen der kostenfreien Wiener Gesundheitsuntersuchung füllten Männer auch den International Prostate Symptom Scale (IPSS)-Fragebogen aus. In einer Querschnittsanalyse wurde anhand des in der Framingham-Studie entwickelten Algorithmus das 10-Jahresrisiko für kardiovaskuläre Krankheiten und für Apoplex errechnet. In einer Nachbeobachtungsperiode von im Mittel 6,1 Jahren wurden kardiovaskuläre Ereignisse und Schlaganfälle registriert.

  Es wurden Daten von 2.092 Männern im mittleren Alter von 47,8 Jahren analysiert. Bei 1.738 Teilnehmern waren keine oder nur leichte LUTS, in 337 mäßige LUTS und bei 17 schwere LUTS diagnostiziert worden. Das 10-Jahresrisiko für kardiovaskuläre Krankheiten nach Framingham betrug 8,8%, 10,6% bzw. 15,9% (p<0,01) und entsprechend für Apoplex 6,9%, 7,5% bzw. 11,7% (p<0,01).
      Während des Follow-up traten 96 Ereignisse (kardiovaskulär oder Apoplex) auf. Bei den Männern mit keinen oder leichten LUTS waren es 76 Ereignisse (4,4%), bei den Männern mit mäßigen LUTS 15 Ereignisse (4,5%) und bei den Männern mit schweren LUTS 5 Ereignisse (29,4%) (Abb.).



Bei schweren LUTS besteht nach Querschnitts- und longitudinaler Analyse ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten und Apoplex.
  Leichte bis mäßige LUTS scheinen hingegen kein Risikofaktor für kardiovaskuläre Krankheiten und Apoplex zu sein. Die Analyse für schwere LUTS bedarf aufgrund der geringen Fallzahl der Bestätigung. Bei urologischen Patienten mit einem hohen IPSS Score besteht nichtsdestoweniger Veranlassung, auf die Bestimmung des vaskulären Risikos hinzuwirken, sofern ein solches nicht bereits bekannt ist.

Wehrberger C, Temml C, Gutjahr G, et al. 2011. Is there an association between lower urinary tract symptoms and cardiovascular risk in men? A cross sectional and longitudinal analysis. Urology 78:1063-1068.
 

 Dezember 2011

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Referat: jfs