Dezember 2010 
 
Idiopathische Infertilität:
Schlechte Sperma-Parameter assoziiert mit epigentischen Störungen in Keimzellen

  Bei männlicher Infertilität mit unklarer Ursache besteht eine Korrelation zu Imprinting-Defekten an maternal und paternal geprägten Genen. Das könnte mit ursächlich sein für epigenetische Störungen bei Nachkommen, die mithilfe assistierter Reproduktion zur Welt kommen. Bisher sind nur relativ kleine Kollektive zu der Fragestellung untersucht worden, inwieweit Spermatozoen infertiler Männer Imprinting-Defekte aufweisen. Aktuell wurde daher nach Unterschieden in der DNS-Methylierung – und damit der Expression bestimmter geprägter Gene – bei fertilen und infertilen Männern gefahndet. Darüber hinaus wurde geprüft, ob eine Korrelation zwischen der Art der epigenetischen Störung beim Mann und bestimmten Samen-Parametern besteht (Poplinski A, et al. 2010):

  Aberrante Imprinting-Muster bei Spermatozoen von infertilen Männern könnten ein Risikofaktor für kongenitale Erkrankungen ihrer in vitro gezeugten Kinder sein. Bei Männern mit gestörter Spermatogenese ist eine verminderte Methylierung eines paternal geprägten Gens (IGF2/H19) beschrieben. Zudem ist eine verstärkte Methylierung eines maternal geprägten Gens (MEST) bei Männern mit ausgeprägter Oligozoospermie publiziert.



  Andrologen und Genetiker aus Münster haben 148 subfertile Männer aus der Kinderwunsch-Sprechstunde des Centrums für Reproduktionsmedizin und Andrologie und 33 fertile Kontrollen in die Studie eingeschlossen. Untersucht wurden die Spermatozoen, die nach einer Swim-up-Aufbereitung gewonnen wurden.
      Außer den üblichen Samenparametern haben die Münsteraner den Methylierungsgrad eines paternal (IGF2/H19ICR 1) und eines maternal (MEST) geprägten Gens in der Spermien-DNS nach Bisulfit-Sequenzierung bestimmt.

  Bei allen fertilen Kontrollen wurde ein hoher Methylierungsgrad beim paternal und ein niedriger beim maternal geprägten Gen gesichert. Bei subfertilen Männern mit niedriger Spermiendichte wiesen die Keimzellen dagegen eine Hypomethylierung beim paternalen und eine ausgeprägte Hypermethylierung beim maternal geprägten Gen auf. Die isolierte Hypermethylierung dagegen zeigte sich bei ausgeprägt schlechtem Spermienbefund – einer Progressivmotilität von unter 40% und einer normalen Morphologie in unter 5%.
      Zunehmendes Alter der Männer konnte als Ursache für die beobachteten Imprinting-Defekte ausgeschlossen werden.

Imprinting-Defekte wie Beckwick-Wiedemann- und Angel-Syndrom treten bei Kindern nach assistierter Reproduktion offenbar häufiger auf.
  Als Ursache für solche Defekte werden suboptimale Bedingungen bei der Embryokultur in Betracht gezogen. Möglich ist aber auch eine erhöhte "genetische Hintergrund-Belastung" durch die Subfertilität der Eltern. Für einen Beitrag des sub- oder infertilen Mannes sprechen die jüngsten Daten aus Münster.

Poplinski A, Tüttelmann F, Kanber D, et al. 2010. Idiopathic male infertility is strongly associated with aberrant methylation of MEST and IGF2/H19 ICR1. Int J Androl 33:642-649.
 

 Dezember 2010

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