Bei männlicher Infertilität mit unklarer Ursache besteht eine Korrelation zu
Imprinting-Defekten an maternal und paternal geprägten Genen. Das könnte mit ursächlich
sein für epigenetische Störungen bei Nachkommen, die mithilfe assistierter Reproduktion
zur Welt kommen. Bisher sind nur relativ kleine Kollektive zu der Fragestellung untersucht worden, inwieweit Spermatozoen
infertiler Männer Imprinting-Defekte aufweisen. Aktuell wurde daher nach Unterschieden in der DNS-Methylierung – und
damit der Expression bestimmter geprägter Gene – bei fertilen und infertilen Männern gefahndet. Darüber hinaus wurde
geprüft, ob eine Korrelation zwischen der Art der epigenetischen Störung beim Mann und bestimmten Samen-Parametern
besteht (Poplinski A, et al. 2010):
Aberrante Imprinting-Muster bei Spermatozoen von infertilen Männern könnten ein
Risikofaktor für kongenitale Erkrankungen ihrer in vitro gezeugten Kinder sein.
Bei Männern mit gestörter Spermatogenese ist eine verminderte Methylierung eines
paternal geprägten Gens (IGF2/H19) beschrieben. Zudem ist eine verstärkte Methylierung
eines maternal geprägten Gens (MEST) bei Männern mit ausgeprägter Oligozoospermie publiziert.
Andrologen und Genetiker aus Münster haben 148 subfertile Männer aus der Kinderwunsch-Sprechstunde
des Centrums für Reproduktionsmedizin und Andrologie und 33 fertile Kontrollen in die Studie eingeschlossen.
Untersucht wurden die Spermatozoen, die nach einer Swim-up-Aufbereitung gewonnen wurden.
Außer den üblichen Samenparametern haben die Münsteraner den Methylierungsgrad eines paternal
(IGF2/H19ICR 1) und eines maternal (MEST) geprägten Gens in der Spermien-DNS nach Bisulfit-Sequenzierung
bestimmt.
Bei allen fertilen Kontrollen wurde ein hoher Methylierungsgrad beim paternal und ein niedriger beim
maternal geprägten Gen gesichert. Bei subfertilen Männern mit niedriger Spermiendichte wiesen die
Keimzellen dagegen eine Hypomethylierung beim paternalen und eine ausgeprägte Hypermethylierung beim
maternal geprägten Gen auf. Die isolierte Hypermethylierung dagegen zeigte sich bei ausgeprägt schlechtem
Spermienbefund – einer Progressivmotilität von unter 40% und einer normalen Morphologie in unter 5%.
Zunehmendes Alter der Männer konnte als Ursache für die beobachteten Imprinting-Defekte ausgeschlossen werden.
Imprinting-Defekte wie Beckwick-Wiedemann- und Angel-Syndrom treten bei Kindern
nach assistierter Reproduktion offenbar häufiger auf.
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Als Ursache für solche Defekte werden suboptimale Bedingungen bei der
Embryokultur in Betracht gezogen. Möglich ist aber auch eine erhöhte "genetische Hintergrund-Belastung"
durch die Subfertilität der Eltern. Für einen Beitrag des sub- oder infertilen Mannes sprechen
die jüngsten Daten aus Münster.
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