Seit den 1950er Jahren wurden bei Adoleszenten zur Begrenzung eines prognostizierten
übermäßigen Körperwachstums Behandlungen mit Sexualsteroiden vorgenommen. Inwieweit eine
solche Behandlung bei Männer möglicherweise die Fertilität beeinträchtigt und sich auf
gonadale Funktionen auswirkt, wurde im Vergleich zu unbehandelten groß gewachsenen Männern
untersucht (Hendriks AEJ, et al. 2010):
Steroidhormonbehandlungen zur Begrenzung des Längenwachstums zeigten bei Frauen negative
Auswirkungen hinsichtlich der Fertilität.
In der retrospektiven Studie wurden 116 groß gewachsene Männer, von denen 60 während der Adoleszenz
hormonell behandelt worden waren, zu reproduktiven und gonadalen Funktionen sowie zu Vaterschaften
befragt. Ferner wurden Samen- und endokrine Parameter bestimmt. Das mittlere Alter bei Behandlung
betrug 14,2 Jahre. Diese Männer wurden im Mittel 21,2 Jahre nachbeobachtet.
Sechsundsechzig Männer des Studienkollektivs – 36 behandelte und 30 unbehandelte – hatten
eine Vaterschaft angestrebt. In beiden Gruppen kam es mit etwa gleicher Wahrscheinlichkeit binnen eines
Jahres bei der Partnerin zur Konzeption (26 versus 24).
Das Hodenvolumen, die Spermaqualität sowie die Spiegel an LH, FSH und Inhibin B im Serum waren bei den
behandelten und nicht behandelten Männern nicht signifikant unterschiedlich. Andererseits war der
Serum-Testosteronspiegel im behandelten Kollektiv signifikant niedriger als im nicht behandelten Kollektiv.
Nach einem mittleren Follow-up von 21 Jahren wurden bei hoch dosiert mit Androgen therapierten Männern
keine Beeinträchtigung der Samenqualität und der Fertilität, wohl aber erniedrigte Serum-Testosteronspiegel registriert.
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Bei der weiteren Nachbeobachtung der Männer muss es sich erweisen, ob ein Absinken der Serum-Testosteronspiegel
sich zu klinischer Relevanz auswächst.
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