Der Großteil krebskranker Kinder überlebt die Diagnosestellung langfristig. Daher stellt sich die
Frage nach Auswirkungen verschiedener Behandlungsformen auf die reproduktive Funktion der dann jungen Erwachsenen.
Diesbezüglich wurde eine Fragebogenaktion bei Überlebenden und Geschwistern der Childhood Cancer Survivor Study
durchgeführt (Green DM, et al. 2009):
Die relative Fertilität von Männern nach überstandener Krebserkrankung in der Kindheit beträgt nach älteren Daten ca. 0,75.
Als ausschlaggebend hierfür erwies sich die Behandlungsintensität mit alkylierenden Substanzen.
Es wurde ein Score für die Dosis alkylierender Substanzen berechnet, mit der ein Teilnehmer im Laufe seiner
Krebserkrankung erhalten hatte.
Von 6.224 nicht sterilisierten Männern im Alter zwischen 15 und 44 Jahren gaben 941 an, fünf Jahre oder später
nach ihrer Krebsdiagnose ein Kind gezeugt zu haben. Die Wahrscheinlichkeit jemals ein Kind zu zeugen, liegt bei Männern mit Krebs in der Kindheit
im Vergleich zu ihren Brüdern bei nur 56%. Diese Wahrscheinlichkeit verhielt sich invers zum summierten Score für die erhaltenen Dosen an
alkylierenden Substanzen (Abb.).
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Zusammenhang zwischen Exposition mit alkylierenden Agentien und der relativen Wahrscheinlichkeit, ein Kind zu zeugen
(Green DM, et al. 2009).
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Die Zeugungsfähigkeit von Kinderkrebs-Überlebenden war im Vergleich zu deren Brüdern erheblich eingeschränkt, wenn die
Hoden einer Strahlendosis von mehr als 7,5 Gy ausgesetzt waren (Hazard Ratio [HR] 0,12 95% CI 0,02-0,64; p=0,02).
Bei Überlebenden eines Hodgkin-Lymphoms in der Kindheit war die Wahrscheinlichkeit, ein Kind zu zeugen, am
geringsten (HR 0,34, 95% CI 0,48-0,74), während die Fertilität bei Wilms-Tumoren nicht herabgesetzt war.
Signifikant reduziert war die Fertilität auch bei Überlebenden von Tumoren des Zentralnervensystems, Nicht-Hodgkin-Lymphomen,
Weichteilsarkomen und Knochenkrebs im Kindesalter.
Männer mit einer Krebserkrankung in der Kindheit sind je nach Art und Dosis der Krebstherapie mehr oder
weniger eingeschränkt fertil.
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Die Ergebnisse dieser großen Studie können als fundierte Grundlage bei der Beratung junger Patienten bzw. deren Eltern dienen,
wenn eine Krebsbehandlung bei Kindern oder Jugendlichen ansteht.
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