Für Frauen mit polyzystischem Ovarsyndrom (PCOS) ist das Risiko, ein metabolisches Syndrom zu entwickeln,
doppelt so hoch wie für Frauen allgemein. Gleiches gilt für ihre Mütter und Schwestern, so dass eine
genetische Disposition anzunehmen ist. In einer aktuellen Studie wurde untersucht, inwieweit in solchen
Familien auch die männlichen Verwandten ersten Grades vermehrt ein metabolisches Syndrom entwickeln
(Coviello AD, et al. 2009):
Männliche Verwandte ersten Grades von Frauen mit PCOS sind vermehrt adipös und weisen häufiger Insulinresistenz wie auch
Glukoseintoleranz auf als Männer allgemein.
In die Analyse gingen die Daten von 211 Vätern und 58 Brüdern von 237 Frauen mit PCOS ein. Als Vergleichsgruppe
zu den Vätern dienten 1.153 Männer über 40 Jahre alt und als Vergleichsgruppe zu den Brüdern 582 Männer zwischen
18 und 40 Jahren, die alle an der Third National Health and Nutrition Survey (NHANESIII) in den USA teilgenommen
hatten.
Ein metabolisches Syndrom wurde anhand der Definition des National Cholesterol Education Program Adult (NCEP/ATP III)
Richtlinien diagnostiziert: Bauchumfang >102 cm, Nüchternblutzucker ≥110 mg/dl, Triglyzeride ≥150 mg/dl,
HDL <40 mg/dl, Blutdruck ≥130/85 mmHg.
Im Vergleich zu den NHANESIII-Männern lag die Prävalenz eines metabolischen Syndroms bei den Vätern und Brüdern
von Frauen mit PCOS signifikant höher (42% versus 32%; p=0,006 bzw. 22% versus 9%, p=0,001; Abb.).
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Bei Brüdern und Vätern von Frauen mit polyzystischem Ovarsyndrom tritt ein metabolisches Syndrom häufiger auf als
bei Männern allgemein – repräsentiert durch altersgleiche Teilnehmer der Third National Health and Nutrition Survey (NHANESIII).
Zugleich wird deutlich dass sich das familiär bedingte erhöhte Risiko für ein metabolisches Syndrom insbesondere bei jüngeren
Männern (Brüdern) bemerkbar macht
(Coviello AD, et al. 2009).
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Väter und Brüder mit metabolischem Syndrom hatten einen signifikant höheren Body Mass Index (BMI) als Väter und Brüder
ohne metabolisches Syndrom.
Nach Korrektur für den BMI bestand zwischen Vätern/Brüdern und Kontrollen kein Unterschied hinsichtlich
des Risikos für ein metabolisches Syndrom.
Sowohl Väter als auch Brüder mit metabolischem Syndrom wiesen erniedrigte Spiegel an Gesamttestosteron auf. Dieser
Zusammenhang ließ sich auf deren erhöhten BMI zurückführen.
Männliche Verwandte ersten Grades von Frauen mit polyzystischem Ovarsyndrom weisen eine höhere
Prävalenz an metabolischem Syndrom und Adipositas auf als die Männer in der Bevölkerung allgemein.
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Anders als bei weiblichen Verwandten von Frauen mit PCOS besteht bei Brüdern und Vätern eine deutliche
Abhängigkeit des metabolischen Syndroms vom BMI.
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