Dezember 2006 
 
Tragen vaskuläre Risikofaktoren bei älteren Männern zu kognitiven Einbußen bei?

  Mit dem Älterwerden lässt die kognitive Leistungsfähigkeit nach. Ob dieser Prozess durch das Vorliegen vaskulärer Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Diabetes mellitus beschleunigt wird, ist aufgrund diskordanter Studienergebnisse bislang ungeklärt. Ursächlich hierfür ist insbesondere die Schwierigkeit, geeignete Vergleichsgruppen zusammenzustellen. Um diesem Problem zu begegnen, wurden in einer aktuellen Studie entsprechende Zwillingspaare rekrutiert. Durch direkten Vergleich zwischen Zwillingsbrüdern, die sich durch das Vorliegen vaskulärer Risikofaktoren unterschieden, wurde ein möglicher Zusammenhang zwischen Diabetes, Hypertonus, Hypercholesterinämie sowie erhöhtem Body Mass Index (BMI) und kognitiven Leistungseinbußen untersucht (Xiong GL, et al., 2006):

  An der Duke Twins Study of Memory and Aging nahmen 1.126 männliche Zwillingspaare (650 monozygot, 476 dizygot; durchschnittliches Rekrutierungsalter 72 Jahre) teil. Die Brüder unterschieden sich in 177 Paaren bezüglich eines Diabetes mellitus, in 326 Paaren bezüglich eines Hypertonus, in 282 Paaren bezüglich einer Hypercholesterinämie und in 166 Paaren bezüglich eines erhöhten BMI ≥ 30 kg/m2. Zwischen 1990 und 2002 wurde bei den Teilnehmern im Abstand von jeweils vier Jahren der kognitive Leistungsstatus durch ein Telefon-Interview ermittelt.

Deutlich raschere Abnahme der kognitiven Leistungsfähigkeit beim Zwillingsbruder mit Diabetes
Ältere Männer mit Diabetes mellitus büßten über eine Zeitspanne von 12 Jahren mehr an kognitiver Leistungsfähigkeit ein als ihre nicht diabetischen Zwillingsbrüder. Dieser Unterschied erreichte allerdings erst zwischen dem 3. und 4. Test. d.h. zwischen 8 und 12 Jahren Studiendauer statistische Signifikanz (Abb). Verschiedene Analysen zeigten, dass dieser Effekt großenteils auf die älteren Teilnehmer (76 bis 84 Jahre) zurückzuführen war.


Zwischen Zwillingsbrüdern, von denen einer einen Hypertonus, eine Hypercholesterinämie oder einen erhöhten BMI hatte, wurde kein unterschiedlicher Verlust an kognitiven Fähigkeiten registriert.

Bei Zwillingspaaren ließ sich ein deutlicher Unterschied im Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit feststellen, wenn einer der Brüder Diabetiker war.

  Aus klinischer Sicht hat der relativ geringe, aber statistisch signifikante Unterschied zwischen den diabetischen und nicht diabetischen Teilnehmern der Studie wohl wenig Einfluss auf die täglichen Aktivitäten der Männer. Zu klären bleibt aber, ob es sich hierbei möglicherweise um das erste Anzeichen einer Demenzentwicklung handelt.

Xiong GL, Plassman BL, Helms MJ, Steffens DC. 2006. Vascular risk factors and cognitive decline among elderly male twins. Neurology 67:1586-1591.
 

Dezember 2006

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Autor: JF Schindler