Atherosklerose wird heute in erster Linie als Folge eines chronisch inflammatorischen
Geschehens angesehen. Mit dem Blick auf die Entwicklung neuer Therapieoptionen
wird nach endogenen und exogenen entzündungsauslösenden Substanzen gefahndet. In einer
aktuellen Studie wurden diesbezügliche Effekte des Progesterons und des synthetischen
Gestagens Norethisteronenantat untersucht (Zitzmann M, et al. 2005):
Während der Lutealphase steigt bei Frauen die IL-6-Konzentration an, und der IL-6-Spiegel
korreliert auch mit Gestagendosis in oralen Kontrazeptiva.
Gestagene stimulieren bei Frauen die Monozyten zur Ausschüttung proinflammatorischer Zytokine.
Testosteron erniedrigt die Freisetzung proinflammatorischer Zytokine.
Der Zusammenhang des endogenen Progesteron-Spiegels mit Entzündungsmarkern wurde
bei 67 gesunden Nichtrauchern im Alter von 20 bis 50 Jahren in einer Querschnittsstudie
untersucht.
In einer longitudinalen, Plazebo-kontrollierten Studie erhielten jeweils 14 gesunde
Probanden ein Jahr lang entweder Norethisteronenantat (4 Injektionen a 200 mg) plus
Testosteronundecanoat 100 mg i.m. (4 Injektionen) oder Testosteron plus Plazebo.
Der Progesteronspiegel korreliert mit entzündungsassoziierten Markern
In der Querschnittsstudie wurde ein positiver Zusammenhang zwischen der Höhe des
Progesteronspiegels und der Ausprägung proinflammatorischer Stimuli (IL-6,
C-reaktives Protein, lösliches vaskuläres Zelladhäsionsmolekül-1, E-Selektin, Leptin,
neutrophile Granulozyten sowie Serumprotein-Fraktion alpha-1 und alpha-2) registriert.
Norethisteronenantat beeinflußt das Verhältnis von pro- und anti-inflammatorischen
Zytokinen negativ
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Abb.: In der Testosteron/Gestagen-Gruppe stieg der IL-6-Spiegel an, während IL-10
abnimmt (nach Zitzmann M, et al. 2005).
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Es kann vermutet werden, daß Testosteron über eine Hemmung der testikulären
Progesteronproduktion das Inflammationsprofil günstig beeinflußt.
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