Migräne-Patienten haben ein erhöhtes Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden.
Dieser Erkenntnis liegen Untersuchungen an vorwiegend prämenopausalen Frauen
und nur ausnahmsweise an Männern zugrunde. Andererseits ist nicht bekannt, ob
auch nicht-spezifische chronische Kopfschmerzen ein Schlaganfall-Prädiktor
sind.
In einer prospektiven Kohortenstudie an der Universität von Helsinki wurden 35.056
Männer und Frauen im Alter von 25 und 64 Jahren nach Kopfschmerzen befragt und
auf vaskuläre Risikofaktoren wie Diabetes mellitus, Hypertonus, Adipositas und
Hypercholesterinämie untersucht. Während des Beobachtungszeitraumes von bis
zu 23 Jahren wurden 2.167 Schlaganfälle registriert
(Jousilahti P, et al. 2003):
Bei Männern sind chronische Kopfschmerzen ein
unabhängiger Prädiktor für Schlaganfälle
Frauen berichten doppelt so häufig wie Männer über Kopfschmerzen (16,7 % vs. 8,9 5).
Das verhälnismäßige Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, erhöht sich bei
Männern, die unspezifische chronische Kopfschmerzen haben, im ersten Jahr auf
das 4,08-fache, nach fünf Jahren noch auf das 1,86-fache und nach 23 Jahren
nur mehr auf das 1,24-fache.
Auch wenn bei der Risikoberechnung andere einen Schlaganfall begünstigende
Faktoren wie Bluthochdruck, Rauchen, Diabetes, Hypercholesterinämie und
Adipositas berücksichtigt werden, ergeben sich nur unwesentliche Abweichungen
nach unten.
Im Gegensatz zu den Männern ließ sich für Frauen kein statistisch signifikanter
Zusammenhang zwischen chronischen Kopfschmerzen und einem erhöhten
Apoplex-Risiko feststellen.
Liegt Kopfschmerzen und Schlaganfällen
eine gemeinsame Störung zugrunde?
Es ist gut vorstellbar, dass arteriosklerotische Gefäßschäden, die letztlich
zum arteriellen Verschluss führen können, bereits im Vorfeld eines Infarktes
sensible Nervenfasern reizen. Bei dieser Entwicklung spielen inflammatorische
Prozesse eine entscheidende Rolle, denn Infarkte entstehen insbesondere im
Bereich hochgradig entzündeter Atheroma. Aus dieser Sicht könnten chronische
Kopfschmerzen als frühes Symptom eines Krankheitsprozesses gedeutet werden,
der letztlich zum Schlaganfall führt.
Der große Unterschied in der Kopfschmerzhäufigkeit bei Männern und Frauen
liegt unter Umständen darin begründet, dass Frauen vermehrt unter
bestimmten Formen von Migräne leiden und es eher zu Muskelverspannungen
im Nackenbereich kommt, von denen ausgehend Schmerzen in den Kopf ausstrahlen.
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