Dezember 2003 
 

Haben Männer mit chronischen Kopfschmerzen ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko?


Migräne-Patienten haben ein erhöhtes Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Dieser Erkenntnis liegen Untersuchungen an vorwiegend prämenopausalen Frauen und nur ausnahmsweise an Männern zugrunde. Andererseits ist nicht bekannt, ob auch nicht-spezifische chronische Kopfschmerzen ein Schlaganfall-Prädiktor sind.

In einer prospektiven Kohortenstudie an der Universität von Helsinki wurden 35.056 Männer und Frauen im Alter von 25 und 64 Jahren nach Kopfschmerzen befragt und auf vaskuläre Risikofaktoren wie Diabetes mellitus, Hypertonus, Adipositas und Hypercholesterinämie untersucht. Während des Beobachtungszeitraumes von bis zu 23 Jahren wurden 2.167 Schlaganfälle registriert (Jousilahti P, et al. 2003):

 

 

Bei Männern sind chronische Kopfschmerzen ein unabhängiger Prädiktor für Schlaganfälle
Frauen berichten doppelt so häufig wie Männer über Kopfschmerzen (16,7 % vs. 8,9 5).

Das verhälnismäßige Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, erhöht sich bei Männern, die unspezifische chronische Kopfschmerzen haben, im ersten Jahr auf das 4,08-fache, nach fünf Jahren noch auf das 1,86-fache und nach 23 Jahren nur mehr auf das 1,24-fache. Auch wenn bei der Risikoberechnung andere einen Schlaganfall begünstigende Faktoren wie Bluthochdruck, Rauchen, Diabetes, Hypercholesterinämie und Adipositas berücksichtigt werden, ergeben sich nur unwesentliche Abweichungen nach unten.

Im Gegensatz zu den Männern ließ sich für Frauen kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen chronischen Kopfschmerzen und einem erhöhten Apoplex-Risiko feststellen.

Liegt Kopfschmerzen und Schlaganfällen eine gemeinsame Störung zugrunde?
Es ist gut vorstellbar, dass arteriosklerotische Gefäßschäden, die letztlich zum arteriellen Verschluss führen können, bereits im Vorfeld eines Infarktes sensible Nervenfasern reizen. Bei dieser Entwicklung spielen inflammatorische Prozesse eine entscheidende Rolle, denn Infarkte entstehen insbesondere im Bereich hochgradig entzündeter Atheroma. Aus dieser Sicht könnten chronische Kopfschmerzen als frühes Symptom eines Krankheitsprozesses gedeutet werden, der letztlich zum Schlaganfall führt.

Der große Unterschied in der Kopfschmerzhäufigkeit bei Männern und Frauen liegt unter Umständen darin begründet, dass Frauen vermehrt unter bestimmten Formen von Migräne leiden und es eher zu Muskelverspannungen im Nackenbereich kommt, von denen ausgehend Schmerzen in den Kopf ausstrahlen.
 

Jousilahti P, Tuomilehto J, Rastenyte D, Vartiainen E. 2003. Headache and the risk of stroke. Arch Intern Med 163:1058-1062.
Fisher M. 2003. Headache and stroke. Two common disorders or commonality of cause? Arch Intern Med 163:1058-1005.

Dezember 2003

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Autor: R Manz