August 2014 
 
Einfluss der medikamentösen Behandlung von LUTS/BPH auf die Sexualfunktion

  Bei Symptomen des unteren Harntrakts (LUTS: lower urinary tract symptoms) kommt es häufig auch zu sexueller Dysfunktion. Da die Männer in der Regel über einen längeren Zeitraum mit 5α-Reduktasehemmern (5ARIs) und Alpha-Blockern (ABs) als Monotherapie oder in Kombination behandelt werden, ist deren Auswirkung auf die sexuelle Funktion von Bedeutung. Bisher liegen darüber jedoch meist nur Berichte aus Kurzzeitstudien sowie Registern vor. Deshalb analysierten die Autoren die langfristigen Nebenwirkungen der Medikamente anhand der Daten aus der multizentrischen, randomisierten, doppelblinden und Placebo kontrollierten MTOPS-Studie (Medical Therapy of Prostatic Symptoms), die als primären Endpunkt die Zeit bis zur Progression der benignen Prostatahyperplasie (BPH) hatte (Fwu C-W, et al. 2014):

  Besonders 5ARIs wie Finasterid werden mit einem negativen Einfluss auf die sexuelle Funktion in Verbindung gebracht. Dagegen wurde bei ABs bisher kein wesentlicher negativer Effekt beobachtet.

  Insgesamt 2.783 Männer mit einem Mindestalter von 50 Jahren beantworteten die Fragen aus dem BMFSI (Brief Male Sexual Function Inventory) zu Studienbeginn und danach jährlich über mindestens vier Jahre. Damit wurde die sexuelle Funktion, der sekundäre Endpunkt der Studie, bewertet. Die Teilnehmer erhielten entweder Placebo, Doxazosin 8 mg, Finasterid 5 mg bzw. letztere auch als Kombinationstherapie.

  In allen vier Gruppen kam es während der vier Jahre zu einer Verschlechterung des Sexualtriebs. Mehr Männer in der 5ARi- verzeichneten gegenüber der Placebogruppe eine signifikante Verschlechterung ihres Sexualtriebs nach einem (16% vs. 11%) und vier Jahren (22% vs. 16%).
      Auch die erektile Funktion nahm in allen Gruppen über den gesamten Beobachtungszeitraum ab. Der Anteil der Männer in der Kombinationsgruppe mit verschlechterter erektiler Funktion lag nach einem Jahr im Vergleich zur Placebogruppe signifikant höher (12% vs. 8%), aber nicht nach vier Jahren.
      Ebenso nahm die ejakulatorische Funktion in allen Gruppen kontinuierlich ab. Statistisch signifikant war die Verschlechterung in der Kombinationsgruppe gegenüber der Placebogruppe nach einem Jahr (16% vs. 6%) und nach vier Jahren in der 5ARI- und Kombinationsgruppe (je 18% vs. 12%; Abb.).

Auch gaben 16% der Männer sexuelle Probleme gegenüber 10% in der Placebogruppe nach einem Jahr an. Dieser Unterschied war ebenfalls signifikant. Die allgemeine sexuelle Zufriedenheit nahm in allen Gruppen ab, am wenigsten jedoch in der AB-Gruppe. Allerdings waren die Unterschiede statistisch nicht signifikant.

Bei Männern mit LUTS/BPH war bei langfristiger 5ARI-Therapie die ejakulatorische und bei der Kombination mit dem Alphablocker auch die erektile Funktion vermindert.
  Die Monotherapie mit AB hatte nur minimale negative Auswirkungen auf die sexuelle Funktion. Wie die Autoren betonen, hat der Einfluss der Medikation auf die sexuelle Funktion für die Patienten eine große Bedeutung. Deshalb sollten Ärzte bei der Verschreibung die Männer über die möglichen Nebenwirkungen aufklären.

Fwu C-W, Eggers PW, Kirkali Z, et al. 2014. Change in sexual function in men with lower urinary tract symptoms/benign prostatic hyperplasia associated with long-term treatment with doxazosin, finasteride and combined therapy. J Urol 191:1828-1834.
 

 August 2014

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Referat: rha