August 2008 
 
Veränderung des Gen-Expressionsmusters der Prostata durch Interventionen bei Ernährung und Lebensstil

  Ergebnisse aus epidemiologischen und prospektiven Studien haben erkennen lassen, dass die Progression von Prostatakrebs durch grundlegende Veränderungen der Ernährungsweise und des Lebensstils positiv beeinflusst werden kann. Bislang gibt es allerdings kaum Erkenntnisse über molekulare Mechanismen, die dem zugrunde liegen. Um basale Daten für deren Erforschung zu schaffen, wurden Veränderungen der Gen-Expression in der Prostata bei Männern mit einem nicht behandelten Prostatakarzinom unter aktiver Überwachung im Rahmen einer tiefgreifenden Ernährungs- und Lifestyle-Intervention registriert (Ornish D, et al. 2008):

  Für die Gene Expression Modulation by Intervention with Nutrition and Lifestyle (GEMINAL) Study wurden 31 Prostatakrebs-Patienten im Alter von 49 bis 80 Jahren (mittleres Alter 62,3 Jahre) rekrutiert. In allen Fällen lag ein Gleason Score von 6 vor, und die Männer hatten sich gegen eine Behandlung und für aktive Überwachung entschieden. Zum Zeitpunkt der basalen Biopsie lag der mittlere PSA-Wert bei 4,6 ng/ml.
Die Intervention beinhaltete eine fettarme, vollwertige, überwiegend pflanzliche Ernährung, Stressbewältigungstechniken, ein moderates körperliches Trainingsprogramm und die Teilnahme an einem psychosozialen „Group Support“.
RNA-Präparationen von nicht tumorösem Prostatagewebe aus dem Biopsiematerial, das von jedem Patienten jeweils vor und nach der dreimonatigen Intervention erhalten wurde, diente zur Erstellung von Gen-Expressionsprofilen.

Veränderungen des Gen-Expressionsmusters mit Hinweis auf antitumoröse Effekte
Der therapeutische Nutzen der Ernährungs- und Lebensstil-Intervention machte sich bei einigen kardiovaskulären Risikofaktoren deutlich bemerkbar. Signifikant verbesserte Werte wurden beim BMI, Bauchumfang, systolischen und diastolischen Blutdruck und Serum-LDL-Spiegel registriert. Andererseits sank der Serum-HDL-Spiegel ebenfalls signifikant. Ferner besserten sich verschiedene psychologische Variablen. Der PSA-Wert verringerte sich nur insignifikant.
Bei der Microarray-Auswertung wurden in den Proben nach dreimonatiger Intervention im Vergleich zum Basiswert
48 hoch- und 453 herunterregulierte Transkripte identifiziert. Anhand von Pathway-Analysen ließ sich erkennen, dass durch diese Veränderungen offenbar in biologische Prozesse, denen eine entscheidende Bedeutung bei der Tumorigenese zukommt, eingegriffen wird. Zu den herunterregulierten Genen gehören solche, die im Proteinmetabolismus, bei der Modifizierung von Proteinen, im intrazellulären Proteinverkehr und der Phosphorylierung funktioneller Proteine eine Rolle spielen.
Eine Reihe von Onkogenen aus der RAS-Familie waren nach der Intervention herunterreguliert. Eines dieser Onkogene, RAN (ras-related nuclear protein), fungiert vermutlich als Koaktivator des Androgenrezeptors. Seine Expression im Tumorgewebe ist erhöht. Für RAN sind zudem Funktionen bei der Kontrolle der DNA-Synthese und bei der Zellteilung beschrieben worden.

Bei einschneidenden Ernährungs- und Lebensstil-Interventionen kommt es zu Veränderungen des Gen-Expressionsmusters, die auf antitumoröse Effekte hindeuten könnten.
  Obwohl es sich bei dieser Pilotstudie nicht um randomisierte, kontrollierte Untersuchungen handelte, liefern die Ergebnisse dennoch wertvolle Anhaltspunkte für zukünftige Prüfungen, in denen es zu ermitteln gilt, welche normalen und/oder malignen Zellen auf Ernährungs- und Lebensstil-Veränderungen reagieren. Ferner steht der Nachweis aus, dass sich die Veränderungen im Gen-Expressionsmuster auch in einer veränderten Expression der entsprechenden Proteinprodukte wiederfindet.


Ornish D, Magbanua MJM, Weidner G, et al. 2008. Changes in prostate gene expression in men undergoing an intensive nutrition and lifestyle intervention. Proc Natl Acad Sci USA 105:8369-8374.
 

 August 2008

Drucken
Autor: jfs