August 2007 
 
Depressionen und Erektionsprobleme: Die Frage nach Henne oder Ei?

  Sowohl Erektionsstörungen als auch eine depressive Verstimmung vermindern die Lebensqualität. Das eine Problem kann das andere nach sich ziehen. Wie stark diese Wechselbeziehung ist, haben finnische Forscher in einer bevölkerungsbasierten, prospektiven Untersuchung ermittelt (Shiri R, et al. 2007):

  Depressive Verstimmung und Erektionsprobleme sind relativ verbreitet und kommen oft gemeinsam vor. Mittel- bis schwerwiegende Depression oder die Einnahme von Antidepressiva dürften Erektionsprobleme verstärken, und andererseits kann diese Funktionsstörung depressive Verstimmungen auslösen oder verstärken. Aus Querschnittstudien lässt sich nicht bestimmen, welche Störung zuerst aufgetreten ist. In prospektiven Untersuchungen bei Diabetikern ging den Erektionsproblemen oft eine depressive Verstimmung voraus.

  In der Studie haben 1.683 Männer der Geburtsjahrgänge 1924, 1934 und 1944 auswertbare Fragebögen beantwortet. Die "Grunderhebung" erfolgte 1994, fünf Jahre später schloss sich die zweite "Runde" an. In der repräsentativen Erhebung wurden Sozialstatus, Krankheiten, Medikamente, Lebensstil und Erektionsprobleme abgefragt.

Bidirektionale Beziehung von Erektionsstörungen und depressiven Versimmungen
Bei 50- bis 70-jährigen Finnen sind depressive Verstimmungen mit 11% und Erektionsprobleme mit 25% relativ häufig. Depressive Männer geben häufiger als nicht depressive Männer erektile Störungen an (42 % vs. 23 %) und Männer mit Erektionsproblemen haben häufiger Depressionen als Männer ohne Erektionsstörungen.

Die Inzidenz der sich während des Follow-up neu eingestellten Erektionsstörungen war mit 59 pro 1.000 Männerjahre bei depressiven Männern deutlich höher als bei nicht depressiven Männern (37 pro 1.000 Männerjahre). Depressive Patienten unter medikamentöser Behandlung geben stärkere Symptome an als unbehandelte. Sie wiesen ein 4,5-fach höheres Risiko für die Entwicklung von Erektionsproblemen auf. Doch auch Männer, die nicht an depressiver Verstimmung litten, aber Psychopharmaka einnehmen, liefen ein 2-fach erhöhtes Risiko. Bestand dagegen nur eine milde Depression, die nicht medikamentös behandelt wurde, war das Risiko für Erektionsstörungen nicht erhöht.

Männer entwickelten auch eher Depressionen, wenn sie zu Beginn der Studie an Erektionsproblemen litten (20 versus 11 pro 1.000 Männerjahre).

Depressive Verstimmungen und die Einnahme von Antidepressiva können Erektionsprobleme verursachen und umgekehrt ziehen Erektionsstörungen oft depressive Verstimmungen nach sich.

Shiri R, Koskimäki J, Tammela TLJ, et al. 2007. Bidirectional relationship between depression and erectile dysfunction. J Urol 177:669-673.
 

August 2007

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