Sowohl Erektionsstörungen als auch eine depressive Verstimmung vermindern die
Lebensqualität. Das eine Problem kann das andere nach sich ziehen. Wie stark diese
Wechselbeziehung ist, haben
finnische Forscher in einer bevölkerungsbasierten, prospektiven Untersuchung ermittelt
(Shiri R, et al. 2007):
Depressive Verstimmung und Erektionsprobleme sind relativ verbreitet und kommen oft
gemeinsam vor. Mittel- bis schwerwiegende Depression oder die Einnahme von Antidepressiva dürften
Erektionsprobleme verstärken, und andererseits kann diese Funktionsstörung depressive
Verstimmungen auslösen oder verstärken. Aus Querschnittstudien lässt sich nicht bestimmen,
welche Störung zuerst aufgetreten ist. In prospektiven Untersuchungen bei Diabetikern ging
den Erektionsproblemen oft eine depressive Verstimmung voraus.
In der Studie haben 1.683 Männer der Geburtsjahrgänge 1924, 1934 und 1944 auswertbare
Fragebögen beantwortet. Die "Grunderhebung" erfolgte 1994, fünf Jahre später schloss
sich die zweite "Runde" an. In der repräsentativen Erhebung wurden Sozialstatus,
Krankheiten, Medikamente, Lebensstil und Erektionsprobleme abgefragt.
Bidirektionale Beziehung von Erektionsstörungen und depressiven Versimmungen
Bei 50- bis 70-jährigen Finnen sind depressive Verstimmungen mit 11% und Erektionsprobleme
mit 25% relativ häufig. Depressive Männer geben häufiger als nicht depressive Männer erektile Störungen an
(42 % vs. 23 %) und Männer mit Erektionsproblemen haben häufiger Depressionen als Männer
ohne Erektionsstörungen.
Die Inzidenz der sich während des Follow-up neu eingestellten Erektionsstörungen war mit
59 pro 1.000 Männerjahre bei
depressiven Männern deutlich höher als bei nicht depressiven Männern (37 pro 1.000 Männerjahre).
Depressive Patienten unter medikamentöser Behandlung geben stärkere Symptome an als unbehandelte.
Sie wiesen ein 4,5-fach höheres Risiko für die Entwicklung von Erektionsproblemen auf. Doch auch Männer, die nicht
an depressiver Verstimmung litten, aber Psychopharmaka einnehmen, liefen ein 2-fach erhöhtes
Risiko. Bestand dagegen nur eine milde Depression, die nicht medikamentös behandelt wurde, war
das Risiko für Erektionsstörungen nicht erhöht.
Männer entwickelten auch eher Depressionen, wenn sie zu Beginn der Studie an Erektionsproblemen
litten (20 versus 11 pro 1.000 Männerjahre).
Depressive Verstimmungen und die Einnahme von Antidepressiva können Erektionsprobleme
verursachen und umgekehrt ziehen Erektionsstörungen oft depressive Verstimmungen nach sich.
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