August 2006 
 
Spielt Magnesium im Seminalplasma eine Rolle bei Ejaculatio praecox?

  Die Konzentration an Magnesium (Mg2+) im Seminalplasma ist sehr viel höher als die im Blutserum. Das Kation wird essentiell zur Enzym-Aktivierung benötigt und beeinflußt hierüber die Kontraktilität der glatten Muskulatur im Genitaltrakt. In diesem Zusammenhang wurde untersucht, ob Magnesium eine Rolle bei Ejaculatio praecox spielen könnte (Aloosh M, et al. 2006):

  Bei Hypomagnesiämie kommt es zur Überproduktion von Thromboxan-A2. Thromboxan-A2 fördert den Einstrom von Kalzium in die Endothelzellen. Dies führt über die Beeinflussung von Phosphodiesterasen zu einer verminderten Produktion von Stickstoffmonoxid (NO). NO bewirkt die Relaxation der glatten Muskulatur. Über Mechanismen, die hierdurch möglicherweise eine vorzeitige Ejakulation auslösen, kann nur spekuliert werden.

  Zu den Teilnehmern der Studie zählten 19 Patienten (20 bis 50 Jahre) mit Ejaculatio praecox (intravaginale Ejakulationslatenzzeit ‹ 1 min) sowie 19 Kontrollprobanden. In der Samenflüssigkeit aller 38 Männer wurde die Konzentration an Magnesium mittels Atom-Absorptionsspektrophotometrie bestimmt.

Ejaculatio praecox steht im Zusammenhang mit erniedrigtem Magnesium im Seminalplasma
Bei Patienten mit Ejaculatio praecox wurden im Seminalplasma, nicht aber im Blutserum signifikant niedrigere Spiegel an Magnesium gemessen als bei den Kontrollprobanden (Tabelle).

Tabelle  Magnesium-Spiegel (mg/l) im Blutserum und Seminalplasma bei Männern mit Ejaculatio praecox und bei Kontrollprobanden
  E. praecox Kontrollen P
Blutserum 20,26 (2,66) 20,73 (2,80) 0,597
Seminalplasma 94,73 (10,87) 116,68 (11,63) < 0.001
Seminalplasma/Blutplasma 4,71 (0,58) 5,68 (0,66) < 0.001

Im Seminalplasma von Patienten mit Ejaculatio praecox wurden signifikant niedrigere Magnesium-Spiegel ermittelt als bei den Kontrollprobanden.

  Aufgrund des Zusammenhangs zwischen Magnesium und Ejaculatio praecox bietet es sich an, in Interventionsstudien zu untersuchen, ob durch Zufuhr von Magnesium eine Besserung bei vorzeitigem Samenerguß erreicht werden kann. Unter Umständen reicht es aus, vermehrt Magnesium durch die Nahrung aufzunehmen. Epidemiologische Daten zeigen, daß die meisten Menschen über einen längeren Zeitraum gemittelt 20% bis 30% weniger Magnesium zu sich nehmen als dem geschätzten Bedarf entspräche.
 

Aloosh M, Hassani M, Nikoobakht M, et al. 2006. Seminal plasma magnesium and premature ejaculation: a case-control study. BJU Int 98:402-404.
 

August 2006

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Autor: JF Schindler