Der Hodenkrebs ist die häufigste maligne Erkrankung junger Männer im besten
Fortpflanzugsalter, d.h. von Männern in der dritten und vierten Lebensdekade.
Nach vollständiger Heilung der Krankheit haben solche Männer noch eine
Lebenserwartung von etlichen Jahrzehnten, so daß bei der Behandlung des
Hodenkrebses insbesondere unerwünschte Wirkungen vermieden werden
sollten, die die Gesundheit und die Lebensqualität auf Dauer beeinträchtigen
können. Zum Verständnis der langfristigen Auswirkungen einer Behandlung von
Hodenkrebs auf die Fertilität, die Hodenfunktion und die Sexualfunktion wurden
Patienten nachbeobachtet, deren Hodenkrebs-Diagnose mindestens fünf Jahre
zurücklag (Huddart RA, et al. 2005):
Seitdem kombinierte, Cisplatin-basierte Chemotherapien zur Verfügung stehen,
werden die meisten Hodekrebspatienten geheilt.
Die Entwicklung eines Hodenkarzinoms steht oft auch im Zusammenhang mit anderen
testikulären Anomalien wie einem Maldeszensus, einer Hodenathrophie und Subfertilität.
Bereits vor der Orchidektomie haben Hodenkrebspatienten meist niedrigere Spermienzahlen,
niedrigere LH- und höhere FSH-Spiegel als gesunde Kontrollprobanden.
Von 680 langfristig von Hodenkrebs geheilten Patienten waren 169 nach der Orchidektomie
lediglich überwacht worden, 272 hatten zudem eine Chemotherapie, 158 eine Radiotherapie
und 81 sowohl eine Chemo- als auch eine Radiotherapie erhalten. Alle Männer füllten einen
Erhebungsbogen mit Fragen zur Fertilität und der Sexualität aus. Zudem wurde ihnen eine
Blutprobe für Hormonbestimmungen abgenommen.
Großteil der geheilten Hodenkrebspatienten kann Vater werden
Von 207 Patienten, die nach überstandener Erkrankung Vater werden wollten, erreichten
das 159 (77%) auf natürlichem Weg. Weitere 10 Patienten gelangten
mit Hilfe assistierter Reproduktionstechniken zur Vaterschaft. Die Erfolgsrate war bei
Männern, die eine Chemotherapie erhalten hatten, tendentiell niedriger.
Die Anzahl der Patienten mit einer wesentlichen testikulären Funktionsstörung war in allen
Behandlungsgruppen hoch. Allerdings bestand das höchste Risiko eines niedrigen
Testosteron-Spiegels nach einer Behandlung mit einer Chemotherapie plus Radiotherapie.
Solche Patienten hatten zumeist auch einen höheren systolischen und diastolischen Blutdruck,
sowie auch einen größeren Body Mass Index. Gegenüber den Patienten, die lediglich überwacht
worden waren, bestand bei den Männern in den Behandlungsgruppen eine Tendenz zu geringerer
sexueller Aktivität und weniger Interesse an der Sexualität. Andererseits äußerten 83 %
der Patienten insgesamt Zufriedenheit mit ihrer sexuellen Beziehung.
Nach geheiltem Hodenkrebs bleiben die meisten Männer fertil, obwohl
insbesondere Chemotherapien die Hodenfunktion beeinträchtigen.
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