April 2014 
 
Inhibin B prädiktiv für langfristige Azoospermie nach Hodenkrebstherapie

  Hodenkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern in der reproduktiven Lebensphase. Insofern gilt Azoospermie nach der Tumorbehandlung als eine gravierende Nebenwirkung. In diesem Zusammenhang wurde in einer Registerstudie bei Männern mit Ejakulat nach unilateraler Orchiektomie mögliche Prädiktoren einer Langzeit-Azoospermie untersucht (Isaksson S, et al. 2014):

  Inhibin B reguliert die Bildung/Freisetzung des Follikel-stimulierenden Hormons über einen negativen Feedback-Mechanismus und ist ein Marker der Spermatogenese. Nicht nachweisbare Spiegel an Inhibin B sind mit dem Ausbleiben der Spermatogenese oder einem Spermatogenesearrest assoziiert. Diese Fakten deuten darauf hin, dass Inhibin B als prädiktiver Faktor für Azoospermie nach Hodenkrebstherapie geeignet sein könnte.

  Von 217 Hodenkrebs-Patienten lieferten 119 Ejakulate und Blutproben nach der Orchiektomie aber noch vor der Fortsetzung der Behandlung (T0). Bei 117 dieser Männer lagen Spermien vor, so dass longitudinale Daten ermittelt werden konnten. In der gesamten Kohorte wurden weitere Ejakulate und Blutproben zu verschiedenen Zeitpunkten nach der Behandlung (Tx; x = 6, 12, 24 bzw. 36-60 Monate) analysiert.

  Die Spiegel an Inhibin B im Serum zu den Zeitpunkten T6, T12 und T24 waren alle Prädiktoren für Azoospermie zum Zeitpunkt T36. Die Sensitivität erreichte mit dem jeweils geeignetsten Schwellenwert (49,7, 55,9 bzw. 97,8 ng/l) bei unterschiedlicher Spezifität durchweg 100%. Beurteilt nach Spezifität und positiv prädiktivem Wert war Inhibin B bei T12 der zuverlässigste Prädiktor für Azoospermie bei T36.
      Unter den 117 Patienten mit longitudinalen Daten hatten 6 zum Zeitpunkt T12 eine Azoospermie. Sie waren alle bei T36 weiterhin azoospermisch. In der Gesamtkohorte befanden sich 2 Patienten mit Azoospermie bei T12, deren Spermienproduktion jedoch bis T36 wieder hergestellt war. In beiden Fällen lag die Inhibin-B-Konzentration zu T12 <14 ng/l.
      Die Häufigkeit von Azoospermie in der Gesamtkohorte betrug bei T36-60 7,8%. Verglichen mit Patienten, die lediglich überwacht wurden, hatten Patienten mit >4 Chemotherapiezyklen oder ≥4 Zyklen Chemotherapie plus Bestrahlung ein deutlich erhöhtes Risiko für Langzeit-Azoospermie (63% versus 4,4% bei Überwachung).

Alle Männer, die während Orchiektomie und Weiterbehandlung Spermien im Ejakulat hatten und deren Inhibin B ein Jahr nach der Behandlung >56 ng/l betrug, wiesen 3 Jahre nach der Behandlung keine Azoospermie auf.
  Damit kann die Konzentration an Inhibin B im Serum 12 Monate nach beendeter Therapie beim Follow-up von geheilten Hodenkrebs-Patienten herangezogen werden, um diejenigen zu identifizieren, bei denen nach weiteren zwei Jahren auch noch Azoospermie besteht.

Isaksson S, Eberhard J, Ståhl O, et al. 2014. Inhibin B concentration is predictive for long-term azoospermia in men treated for testicular cancer. Andrology 2:252-258.
 

 April 2014

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Referat: jfs