Zwischen der Anzahl der CAG-Tripletts der polymorphen (CAG)n-Sequenz im Exon 1 des
Androgenrezeptor (AR)-Gens und der transkriptionellen Aktivität des AR besteht ein Zusammenhang.
Andererseits wird die Beziehung zwischen dem CAG-Polymorphismus und dem Knochenmetabolismus äußerst
kontrovers beurteilt. Diesbezüglich wurde die unabhängige Rolle des AR-CAG-Repeat-Polymorphismus
auf den Knochenmetabolismus bei der Testosteron-Substitutionstherapie von Männern mit hypogonadotropem
Hypogonadismus (HH) nach operativer Entfernung eines Hypophysenadenoms untersucht
(Tirabassi G, et al. 2014):
Testosteron beeinflusst Wachstum, Reifung und Erhalt des männlichen Skeletts. Alters- oder
krankheitsbedingter Testosteronmangel führen zu verminderter Knochenmasse und erhöhtem
Osteoporoserisiko. Mehrere Studien zum Zusammenhang zwischen dem AR-CAG-Polymorphismus
und dem Knochenmetabolismus beim Mann lieferten diskrepante Ergebnisse. Hierzu fehlen
aber Untersuchungen bei hypogonadalen Männern unter einer Testosteron-Ausgleichstherapie.
An der Studie waren 12 Männer beteiligt, die sich nach operativer Entfernung des Hypophysenadenoms
aufgrund von hypogonadotropem Hypogonadismus einer Testosteron-Ausgleichstherapie mit
lang wirksamem Testosteron-Undecanoat 1000 mg unterzogen.
Die Studienparameter wurden zu Beginn der Testosteronsubstitution und dann
erneut nach 74 bis 84 Wochen bestimmt. Alle Patienten wurden in Abhängigkeit ihrer spezifischen
Hormondefizite mit adäquaten Dosen von Kortisonacetat, rekombinantem Wachstumshormon und
Levothyroxin behandelt. Zudem wurde eine Genotypisierung der CAG-Repeats des AR-Gens vorgenommen.
Bei 12 Patienten wurden Serummarker des Knochenmetabolismus bestimmt und Knochenmineraldichtemessungen
durchgeführt. In der Gruppe veränderten sich die Serummarker (Parathormon, 25-OH-Vitamin D, Kalziämie,
C-terminales Telopeptid des Kollagens Typ I, Knochen Alkalische Phosphatase) innerhalb des Messintervalls kaum,
während die Knochenmineraldichte zwar nur in geringem Maße aber signifikant zunahm. Die Veränderung
der Knochenmineraldichte in der Lendenwirbelsäule (Abb.) sowie dem Femurhals und dem
Trochanter war jeweils negativ und signifikant mit der Anzahl der CAG-Tripletts im AR-Gen korreliert.
Im Gegensatz dazu war die Erhöhung des Testosteronspiegels von 1,55±0,54 ng/ml auf
3,94±0,37 ng/ml positiv mit den Veränderungen der Knochenmineraldichte an den untersuchten Orten
korreliert.
Bei Männern mit postoperativem hypogonadotropem Hypogonadismus erhöhte sich die Knochenmineraldichte
unter der Testosteron-Substitution verstärkt, wenn die Anzahl der CAG-Repeats im AR-Gen niedrig war.
⇒
Bei unabhängiger Bestätigung ihrer Ergebnisse – so spekulieren die Untersucher – könnte
die Bestimmung der CAG-Repeats im AR als Prädiktor für das Ansprechen des Knochenmetabolismus auf den
Testosteronausgleich klinische Anwendung finden. Insbesondere wird daran gedacht, die Testosterondosis
für die Patienten maßgeschneidert zu titrieren.
|
|