April 2014 
 
Beeinflusst der CAG-Polymorphismus des Androgenrezeptor-Gens die Knochenmineraldichte von Männern mit hypogonadotropem Hypogonadismus bei Testosteronausgleich?

  Zwischen der Anzahl der CAG-Tripletts der polymorphen (CAG)n-Sequenz im Exon 1 des Androgenrezeptor (AR)-Gens und der transkriptionellen Aktivität des AR besteht ein Zusammenhang. Andererseits wird die Beziehung zwischen dem CAG-Polymorphismus und dem Knochenmetabolismus äußerst kontrovers beurteilt. Diesbezüglich wurde die unabhängige Rolle des AR-CAG-Repeat-Polymorphismus auf den Knochenmetabolismus bei der Testosteron-Substitutionstherapie von Männern mit hypogonadotropem Hypogonadismus (HH) nach operativer Entfernung eines Hypophysenadenoms untersucht (Tirabassi G, et al. 2014):

  Testosteron beeinflusst Wachstum, Reifung und Erhalt des männlichen Skeletts. Alters- oder krankheitsbedingter Testosteronmangel führen zu verminderter Knochenmasse und erhöhtem Osteoporoserisiko. Mehrere Studien zum Zusammenhang zwischen dem AR-CAG-Polymorphismus und dem Knochenmetabolismus beim Mann lieferten diskrepante Ergebnisse. Hierzu fehlen aber Untersuchungen bei hypogonadalen Männern unter einer Testosteron-Ausgleichstherapie.

  An der Studie waren 12 Männer beteiligt, die sich nach operativer Entfernung des Hypophysenadenoms aufgrund von hypogonadotropem Hypogonadismus einer Testosteron-Ausgleichstherapie mit lang wirksamem Testosteron-Undecanoat 1000 mg unterzogen. Die Studienparameter wurden zu Beginn der Testosteronsubstitution und dann erneut nach 74 bis 84 Wochen bestimmt. Alle Patienten wurden in Abhängigkeit ihrer spezifischen Hormondefizite mit adäquaten Dosen von Kortisonacetat, rekombinantem Wachstumshormon und Levothyroxin behandelt. Zudem wurde eine Genotypisierung der CAG-Repeats des AR-Gens vorgenommen.

  Bei 12 Patienten wurden Serummarker des Knochenmetabolismus bestimmt und Knochenmineraldichtemessungen durchgeführt. In der Gruppe veränderten sich die Serummarker (Parathormon, 25-OH-Vitamin D, Kalziämie, C-terminales Telopeptid des Kollagens Typ I, Knochen Alkalische Phosphatase) innerhalb des Messintervalls kaum, während die Knochenmineraldichte zwar nur in geringem Maße aber signifikant zunahm. Die Veränderung der Knochenmineraldichte in der Lendenwirbelsäule (Abb.) sowie dem Femurhals und dem Trochanter war jeweils negativ und signifikant mit der Anzahl der CAG-Tripletts im AR-Gen korreliert. Im Gegensatz dazu war die Erhöhung des Testosteronspiegels von 1,55±0,54 ng/ml auf 3,94±0,37 ng/ml positiv mit den Veränderungen der Knochenmineraldichte an den untersuchten Orten korreliert.

Bei Männern mit postoperativem hypogonadotropem Hypogonadismus erhöhte sich die Knochenmineraldichte unter der Testosteron-Substitution verstärkt, wenn die Anzahl der CAG-Repeats im AR-Gen niedrig war.
  Bei unabhängiger Bestätigung ihrer Ergebnisse – so spekulieren die Untersucher – könnte die Bestimmung der CAG-Repeats im AR als Prädiktor für das Ansprechen des Knochenmetabolismus auf den Testosteronausgleich klinische Anwendung finden. Insbesondere wird daran gedacht, die Testosterondosis für die Patienten maßgeschneidert zu titrieren.

Tirabassi G, delli Mutti N, Gioia A, et al. 2014. Effects of testosterone replacement therapy on bone metabolism in male post-surgical hypogonadotropic hypogonadism: focus on the role of androgen receptor CAG polymorphism. J Endocrinol Invest [Epub ahead of print].
 

 April 2014

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Referat: jfs