Die Nieren sind in die Regulation zahlreicher endokriner Funktionen involviert. Sie bilden nicht nur Erythropoietin und
Calcitriol, sondern sind darüber hinaus in den Metabolismus und die Eliminierung weiterer Hormone eingebunden. Daher steht Urämie
im Zusammenhang mit einer Reihe endokriner Funktionsstörungen. In einem Übersichtsartikel sollten die
Indizien für höchst interessante Verbindungen der Veränderung des endokrinen Status bei Patienten mit chronischer
Nierenkrankheit mit endothelialer Dysfunktion und kardiovaskulären Risiken konzeptionalisiert werden
(Ros S, Carrero JJ, 2013):
Männer mit chronischer Nierenkrankheit vermehrt hypogonadal
Bei Männern mit chronischer Nierenkrankheit und mit terminaler Niereninsuffizienz lässt sich je nach dem Grad der
Niereninsuffizienz in bis zu 66% der Fälle ein deutlicher Mangel an Gesamt- wie auch an freiem Testosteron
nachweisen (Iglesias et. al. 2012). Der mit der Urämie im Zusammenhang stehende Hypogonadismus entsteht
multifaktoriell. Er bessert sich nur selten mit Beginn der Dialyse, normalisiert sich normalerweise aber
nach einer Nierentransplantation.
Experimentelle und klinische Befunde lassen vermuten, dass Testosteronmangel auch bei der Progression von
Nierenkrankheiten eine Rolle spielt. Darüber hinaus wurden niedrige Testosteronspiegel bei Hämodialyse-Patienten
mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko in Zusammenhang gebracht. Ferner mehren sich Befunde, wonach Testosteronmangel
zum Ausbruch und/oder der Progression kardiovaskulärer Krankheiten beiträgt. Bei Patienten mit chronischer
Nierenkrankheit stand Testosteronmangel im Zusammenhang mit endothelialer Dysfunktion.
Urämie ist ein pro-inflammatorischer Zustand, der bekanntermaßen zur Entwicklung atherosklerotischer
Gefäßveränderungen führen kann. Inflammatorische Zytokine supprimieren die hypothalamisch-hypophysär-testikuläre
Achse, so dass Entzündungskrankheiten oftmals mit Testosteronmangel assoziiert sind.
Hyperprolaktinämie und endotheliale Dysfunktion
Prolaktin wird im Hypophysenvorderlappen und verschiedenen anderen Geweben gebildet.
Die physiologische Rolle des Hormons beim Mann ist nach wie vor ungeklärt.
Hyperprolaktinämie findet sich häufig bei Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz. Sie geht meist mit endothelialer
Dysfunktion wie auch arterieller Steifigkeit einher und führt zu kardiovaskulärer Morbidität/ Mortalität.
Prolaktin-Retention führt bei Männern mit chronischer Nierenkrankheit zu Testosteronmangel infolge Inhibition
der Gonadotropin-Bildung.
Subklinischer Hypothyreoidismus und Low-T3-Syndrom
Mit fortschreitender Abnahme der Nierenfunktion erhöht sich die Prävalenz von subklinischer Hypothyreoidismus und dem
Low-T3-Syndrom. Ein niedriger Spiegel an Thyronin ist bei Patienten mit chronischer Nierenkrankheit
mutmaßlich ein unabhängiger Prädiktor für endotheliale Dysfunktion, arterielle Steifigkeit, Arteriosklerose der
Carotis, linksventrikuläre Hypertrophie und kardiovaskuläre Mortalität.
Mit chronischer Nierenkrankheit sind Fehlregulationen auf der hypothalamisch-hypophysär-gonadalen
Achse und kardiovaskuläre Risikofaktoren assoziiert.
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Es wird argumentiert, dass den hormonellen Funktionsstörungen eine Rolle als urämische Risikofaktoren zukommt,
die unter Umständen auch als therapeutische Ziele genutzt werden können.
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Ros S, Carrero JJ, 2013.
Endocrine alterations and cardiovascular risk in CDK: Is there a link?
Nefrologia 33:181-187.
Iglesias P, Carrero JJ, Diez JJ, 2012. Gonadal dysfunction in men with chronic kidney disease:
clinical features, prognostic implications and therapeutic options. J Nephrol 25:31-42.
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